Wochenplan eines Referendars bitte Beispiele!

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
Lava7
Beiträge: 26
Registriert: 08.12.2008, 18:59:45
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Wochenplan eines Referendars bitte Beispiele!

Beitrag von Lava7 »

Hallo!
Ich würde mir gerne ein Stressbild vom Ref machen. Zu dem Zwecke bräuchte ich mal von Euch ein paar Beispiele, wie so eine Ref.-Woche UNGEFÄHR abläuft.
Wieviele Stunden verbringt Ihr an der Schule? Wieviele Hospitationen bzw. eigener Unterricht? Wie genau muss die jeweilige Stunde vorbereitet werden (schriftlich meine ich, abgesehen von der Planung), was genau gehört dazu? Wieviele U.-Besuche hat man pro Woche? Wie genau müssen die zusätzlich vor- oder nachbereitet werden? Wie oft habt Ihr Seminar? Was muss dafür vorbereitet werden? Hat man 1 Mal im Monat einen Vortrag? Oder wie muss man sich das vorstellen? Was kommt sonst noch auf einen zu?

Ich arbeite zur Zeit gerade an einer Grundschule mit 22 Stunden (Krankheitsvertretung) und ich kann mir mittlerweile vorstellen, was es heißt, Lehrer zu sein. Und daher würde ich gern versuchen, zu vergleichen, was ich jetzt tue und was auf mich zukommt.

Danke für jede Hilfe!

Hexe
Beiträge: 212
Registriert: 05.07.2007, 12:35:34

Beitrag von Hexe »

Hi,

das ist leider sehr unterschiedlich und von Seminar zu Seminar abhängig. Und auch von Fachseminar zu Fachseminar. Weiterhin fällt dem einen das leichter, dem anderen das.

Schule:
- 7 Stunden eigenverantwortlicher Unterricht mit allem, was dazu gehört
- 3 Stunden angeleiteter Unterricht (ich halte den Unterricht und jemand ist dabei - manchmal)
- 2 Hospitationsstunden (ich darf zuschauen und mich entspannen)
- Vorbereitung und Nachbereitung ca. 2-3 Stunden am Tag (Form ist uns überlassen, es muss nur schriftlich sein und für das Seminar gesammelt werden)

Allgemeines Seminar:
- ein Referat (30-45 Minuten), ohne Ausarbeitung, aber mit Kurzzusammenfassung für die anderen LAA´s
- Kleinigkeiten, wie mal ein Rätsel erstellen usw.

Fachseminar 1 (Physik/Technik):
- eine technische Arbeit (zum Beispiel Bau eines Radios) + Bericht und Auswertung
- zwei bis drei Fachseminarstunden halten (wir sind nur wenige, deshalb kommt man öfter dran, es hat den Vorteil, wenn mal eine Stunde schief ging, fällt es nicht so ins Gewicht)
- ca. alle 2 Monate ein Unterrichtsbesuch bei mir an der Schule

Fachseminar 2 (Religion):
- zwei Referate (30 Minuten) + Ausarbeitungen von mindestens 15 Seiten
- sehr zeitaufwändige Arbeitsaufträge bis zum nächsten Seminar
- halten einer Fachseminarstunde (hier sind wir viele)
- Ein Unterrichtsbesuch im ganzen Ref.

Fachseminar 3 (Erdkunde)
- 5-Minuten-Vortrag
- zwei Fachseminarstunden
- zwei Unterrichtsbesuche

Leistungen in meinem vierten Fach muss ich in Fachseminar eins erbringen.

Hinzu kommen natürlich noch Lehrproben, die eine etwa 15-seitige Ausarbeitung verlangen. Dazu muss noch Material usw. erstellt oder beschafft werden. Pro Fach hatte ich 2 Lehrproben und noch den Prüfungstag (je Fach eine Lehrprobe und mündliche Prüfung). Außerdem muss eine etwa 30-seitige Hausarbeit in einem Fach geschrieben werden (2.Stex-Arbeit).

Das war jetzt mal ganz spontan zusammengefasst und kann leicht unvollständig sein. Aber man sieht die Unterschiede in den Seminaren.

Weiterhin benötigt man Leidensfähigkeit, Menschenkenntnis und ein ganz ddddiiiiicccckkkkeeesss Fell. Aber vom Arbeitsaufwand her, ist es zu bewältigen. Die zwischenmenschliche Ebene ist unterschiedlich und kann eine zusätzliche Belastung sein (siehe hier viele Beiträge).

Hexe

Teacha
Beiträge: 781
Registriert: 07.10.2008, 17:14:45

Beitrag von Teacha »

@ Lava7:

Da Du jetzt 22 Stunden hast, wirst Du die unterrichtliche Belastung im Referendariat vielleicht sogar als geringer empfinden, da es im Referendariat ja viel weniger als 22 Stunden sind.
Dafür kommt aber die Streß-Komponente dazu. Wenn Du jetzt an Deiner Grundschule Mist baust, dann ist das meistens halb so schlimm und hat keine weitreichenden Konsequenzen. Im Referendariat setzt man sich ganz automatisch unter einen ziemlichen Psycho-Streß. Speziell zum Ende des Referendariats beherrscht dieser dann immer mehr die eigenen Gedanken. (Es steht ja das Examen vor der Tür.)

Wie Hexe schon geschrieben hat, Du musst sehr viel leidensfähiger sein, als bei Deiner jetzigen Vertretungsstelle.

Vielleicht noch eine Bemerkung zum Arbeitspensum:
Es gibt Zeiträume, da stehen keine Besuche an und es ist vielleicht kurz vor den Ferien. Dann ist es sehr entspannt.
Dann wiederum kann es sein, dass Du in einem Zeitraum von 2 Wochen 3 Unterrichtsbesuche hast, eine Klausur korrigieren musst und auch noch an Deiner Examensarbeit schreibst, deren Abgabe in 8 Tagen erfolgen muss. Dann geht man für einige Zeit wirklich auf dem Zahnfleisch.

Aber um mich meiner Vorrednerin anzuschließen:
Vom Arbeitsaufwand her ist es zu bewältigen.

Primi
Beiträge: 93
Registriert: 19.05.2006, 13:54:34

Mach dich bitte nicht verrückt

Beitrag von Primi »

Ich habe das Referendariat nie als sehr stressig empfunden, kam nicht mit Spitzennoten von der Uni und habe trotzdem einen Abschluss mit sehr gut geschafft.
Ich habe mein Ref an einer GS in NRW gemacht. Das bedeutete, dass ich 4 Tage die Woche in der Schule war, einen Tag im Seminar.
Im 1. Halbjahr gab es 12 Hospitationsstunden, in denen man natürlich nach und nach seinen eigenen Unterricht gemacht hat. Im 2. und 3. Halbjahr hatte ich 9 Stunden bdU, das heißt, dass ich alleine in der Klasse war, und 3 Stunden Ausbildungsunterricht, in denen eine Mentorin zugesehen hat. Im 4. Halbjahr gab es wieder keinen eigenständigen Unterricht, da habe ich mich hauptsächlich in meinen Prüfungsklassen aufgehalten und dort unterrichtet. Mir ist die Vorbereitung nie so richtig schwer gefallen, obwohl ich vorher vom Unterrichten wenig Ahnung hatte. Natürlich benötigt man trotzdem einiges an Zeit dafür. Ich musste jedoch nie eine schriftliche Stundenplanung oder Reihenplanung irgendwo abgeben, bis auf die Dokumentationen (höchstens 6 Seiten) für die Unterrichtsbesuche.
Davon hatte ich in meinen beiden Fächern je 5 und im Hauptseminar 3, wobei aber bei uns der Hauptseminarleiter auch zusammen mit den Fachleitern eingeladen werden konnte, was ich auch immer gemacht habe. So dass ich 10 Besuche gehabt hätte. In jedem Fach ist aber wegen Erkrankung der Fachleiter noch je ein Besuch ausgefallen, so dass ich insgesamt nur 8 Besuche hatte. Das war echt nicht viel.
Die Arbeit fürs Seminar hielt sich auch in Grenzen. Natürlich gab es mal Referate oder sonstige Sachen, aber mehr als eine halbe Stunde pro Woche habe ich in die Vorbereitung fürs Seminar investiert.
Es ist also alles machbar und wenn du jetzt schon 22 Stunden unterrichtest, kann dich das Ref doch eigentlich nicht mehr schocken.

nino-b
Beiträge: 392
Registriert: 17.08.2007, 16:14:24

Beitrag von nino-b »

Wahnsinn, wie unterschiedlich die Anforderungen der einzelnen Bundesländer sind...

Bayern, Grundschule:

2 Tage pro Woche sind Seminar, an 3 Tagen ist man in der Schule.

Anforderungen Seminar:
- 3 Referate pro Schuljahr
- aktive Mitarbeit, also Texte lesen, vorbereiten, ganz kleine Sachen vorbereiten, nicht so dramatisch
- Zulassungsarbeit (30 Seiten Umfang)

Anforderungen Schule:
- im 1. Jahr: 8 Stunden eigenverantwortlicher Unterricht, mit Proben, Elterngesprächen, Zeugnis schreiben etc. - alles was dazugehört also - ab der 1. Schulwoche. Die restlichen Stunden der 3 Tage, die man an der Schule ist, hospitiert man in anderen Klassen und übernimmt davon immer mehr Stunden.
9 Unterrichtsbesuche, also "Vorführstunden", die richtig groß vorbereitet werden müssen mit Geheft (ca. 15 Seiten Umfang).

- 2. Jahr: 15 Stunden eigenverantwortlicher Unterricht (auf 3 Tage verteilt), in ca. 99 % der Fällen bei eigener Klassenführung. Zeugnis, Organisationskram, massig Elterngespräche. 3 Vorführstunden kommen dazu + Einzel- und Doppellehrprobe.

JEDE Stunde muss schriftlich vorbereitet werden, mit Lernzielen, Artikulationsschema und Tafelbild sowie verwendetem Material. Das sind also pro Stunde (15 in einer Woche!!) 2 Seiten schriftliche Vorbereitung. Das gesamte Schriftwesen mit diesen Vorbereitungen und Proben wird regelmäßig kontrolliert und fließt in die Bewertung (Seminarnote) mit ein. Diese Seminarnote zählt 5/13, also schon recht viel.

Für die Monate Januar und Februar habe ich mit diesen schriftlichen Vorbereitungen einen kompletten Ordner gefüllt.

Ja, das ist stressig. Aber machbar.

Teacha
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Registriert: 07.10.2008, 17:14:45

Beitrag von Teacha »

nino-b hat geschrieben:Wahnsinn, wie unterschiedlich die Anforderungen der einzelnen Bundesländer sind...
Wie soll das denn gemeint sein?
Ist das wieder so ein Seitenhieb aus Bayern?

Primi
Beiträge: 93
Registriert: 19.05.2006, 13:54:34

Beitrag von Primi »

Ich verstehe das nicht als Seitenhieb, sondern als Feststellung. Übrigens gab es bei uns auch eine Examensarbeit im 3. Halbjahr im Umfang von 30 Seiten.
Ich bin schon froh, dass ich die Stunden nur für mich planen musste und nicht noch für jede Stunde etwas vorlegen musste.
Die 10 Unterrichtsbesuche mussten aber auch super gut vorbereitet werden, da diese mit der Mitarbeit im Seminar die Note ausmachten. Wegen der Ausarbeitung: Wir konnten auch mehr schreiben, aber in der Prüfung sollte die Planung höchstens 6 Seiten umfassen und darauf sollten wir uns vorher schon vorbereiten.

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