Marco90 hat geschrieben:
Mir ist es mittlerweile total unangenehm von den SuS gesiezt zu werden und ich fühle mich richtig schlecht dabei sie gleichzeitig zu duzen. Für mich gibt es einfach kein stichhaltiges Argument mich gegen den Wunsch der SuS zu stellen, zumal ich in der Lehrprobe auf sie angewiesen bin. Als Schüler haben wir in den Lehrproben dafür gesorgt, dass etliche unbeliebte Referendare durch die Lehrprobe gefallen sind. So etwas möchte ich selbst nicht auch erleben (müssen).
Wenn das einzige, was deine SuS daszu motiviert dich im UB zu unterstützen das "du" ist, dann läuft was gewaltig falsch im Unterricht und du solltest lieber Zeit in ernsthafte Beziehungsarbeit investieren, als dich mit solchen Äußerlichkeiten zu blockieren und selbst zu sabotieren. Wenn du deine SuS anständig, fair, respektvoll und konsequent behandelst, ihnen signalisierst, dass sie nicht nur "zu fuktionieren" haben in deinen Augen, sondern du die menschliche Seite siehst, hast du gute Chancen, dass selbst die wildeste Truppe zum UB für ihre Verhältnisse mehr oder minder handzahm wird und dich unterstützt. Das liegt an dir, da deine SuS ins Boot zu holen und zwar durch deine kontinuierliche Beziehungsarbeit. Duzen oder Siezen sind keine Beziehungsarbeit und ersetzen kein gutes class room management.
Ich hab schon im BVJ-Bereich gearbeitet mit SuS die unter Kollegen als "unbeschulbar" galten. Klare Regeln und Konsequenzen, respektvoller Umgang (den ich umgekehrt auch eingefordert habe), das Ernstnehmen meiner SuS,ihnen etwas zuzutrauen und Fähigkeiten anzuerkennen, statt rein defizitorientiert hervorzuheben, was sie alles noch nicht können haben auch diese Truppe zu einer tollen und herausfordernden Aufgabe gemacht, mit der ich inhaltlich wie menschlich viel erreichen konnte. Gerade am Anfang gab es da aber auch krasse Situationen, bei denen ich für das "Sie" dankbar war, denn "du Arschloch" sagt sich leichter als "Sie Arschloch".
Ungelöste Rollekonflikte sind im Übrigen auch nicht hilfreich für erfolgreiche Beziehungsarbeit. Wenn das "duzen" deiner SuS dir tatsächlich so zusetzt wie du schreibst (und du nicht der hier teilweise angesprochene "Troll" bist) solltest du also einmal bewusst darüber reflektieren, was du für deine SuS sein willst, welche Aufgabe du hast und welches Verhalten deinerseits damit einhergehen sollte. Nicht alles, was wir im privaten Kontext für richtig halten ist auch beruflich angezeigt, dass sollten deine SuS lernen und du musst es dir möglicherweise auch noch bewusst machen.
Deine Beutreuerin hat dir bereits klar signalisiert, was sie davon hält, sei dir sicher, dass das in einem UB oder der Lehrprobe ähnlich gesehen wird und diverse Fragen zu dir als Lehrperson aufwirft, die sogar in ein Nichtbestehen münden können.