Ich kann auch noch so eine hübsche Anekdote aus dem Referendariat beitragen:
Klasse 8, zwar bilinguales Gymnasium, aber eben die nicht-bilinguale Truppe, 27 Jungs, 2 Mädchen... im Lehrerzimmer auch bekannt als die "Gangsta-Klasse".
Vorbereitungsstunde zu einem Unterrichtsbesuch Englisch, in dem es um "Dream Jobs - Nightmare Jobs" gehen sollte. Ich hatte die Schüler gebeten, mit Wörterbüchern in kleinen Gruppen je eine Mind Map zu einem Berufsbild ihrer Wahl zu machen. Falls das Wörterbuch versagt, hatte ich ihnen erlaubt, mich bei wichtigen Lexemen um Vokabel-Hilfe zu fragen.
Kaum waren zehn Minuten eifriges Arbeiten vergangen, hatte mir eine Gruppe schon drei Vokabelfragen gestellt: "Straßenstrich" war noch die harmloseste. Zuerst hatte ich noch gedacht, sie arbeiteten an "police officer" oder so (ja, ich bin manchmal ein kleines Naivchen
![Wink :wink:](./images/smilies/icon_wink.gif)
), dann kam ich beim Herumgehen aber doch an ihren Tisch und sah, dass die Jungs mit enorm viel Freude am Berufsbild "pimp" (= Zuhälter) arbeiteten.
Ah ja.
Habe ihnen aufgetragen, das Berufsbild zu wechseln. Große Enttäuschung, sofortiger Motivationsverlust. Habe erklärt, dass ich die Mind Maps für die Folgestunde bräuchte und ich nicht abschätzen könnte, wie mein Fachleiter auf dieses spezielle Wortfeld reagieren würde.
Wider Erwarten machte sich tatsächlich Verständnis breit. Dann schlugen sie vor, sie könnten ja was "stinking boring" (= Stinklangweiliges) machen, wenn sie dafür anschließend an der Mind Map "pimp" weiterarbeiten dürften.
Um der Arbeitsruhe willen habe ich das erlaubt. Bekam dann von der Gruppe am Stundenende eine mäßig gelungene Mind Map zu "gardener", sogar mit Blümchenrand verziert, den ich spontan gelobt habe (Jungs und thematisch geeignete Deko passte nach meiner Erfahrung nicht so zusammen).
Für die folgende Stunde habe ich dann zwei andere (sprachlich bessere und detailliertere) Mind Maps ausgewählt. Das lief auch alles soweit ganz gut, so dass der Fachseminarleiter am Ende der Stunde interessiert fragte, ob er die Mind Maps alle mal sehen könnte. Wieso nicht? Die Schülergruppen kramten sie auf meine Zustimmung hin brav aus den Taschen und reichten sie ihm ein.
Habe mir weiter nichts dabei gedacht, bis ich am Nachmittag (Seminarsitzung) von meinem Fachleiter eine gewisse Mind Map mit einer Post-It-Note versehen mit einem fetten roten Fragezeichen kommentarlos auf den Tisch gelegt bekam.
Ihr könnt es euch sicher denken. Natürlich hatten die Dösbaddel AUS VERSEHEN die falsche Mind Map eingereicht (das haben sie mir am Tag danach in der Pause freiwillig und mit tatsächlich schuldbewusster Miene gebeichtet). Da hatte der Fachseminarleiter also viel Wissenswertes über das Berufsbild eines Zuhälters erfahren statt etwas über Gärtnern zu lesen.
Und analog zu der anderen (von mir gelobten) Mind Map hatten sie diese auch mit einem Dekorand versehen - einem Dekorand aus hübschen kleinen, anatomisch beeindruckend korrekten Penissen.
![Shocked :shock:](./images/smilies/icon_eek.gif)