Disziplinprobleme

Was tue ich, wenn ....?
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kecks
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Re: Disziplinprobleme

Beitrag von kecks »

freilich ist das keine ausgewachsene "demokratie" mit mündigen bürgern. das liegt aber in der natur der sache, es sind kinder, menschen in der entwicklung, keine mündigen bürger; es sind aber schon kleine personen, denen man etwas zutrauen darf. wenn du das eine "mogelpackung" nennen magst - okay. ich nenne es erziehung und sozialisation und unterricht.

und freilich unterscheidet sich das vorgehen bei fünftklässlern am bayerischen gymnasium (beispiel oben) und das vorgehen mit meinen schülern im bvj, jugendliche ohne ausbildungsstelle, aber mit berufsschulpflicht etc.. sehr. sehr, sehr, sehr. trotzdem durften auch die nasen am bvj (die bei gott heftigere probleme haben als "ich komme zu spät") mitentscheiden, was auf ihren klassenregeln steht. es kam raus "wir grüßen", "wir beleidigen nicht", "wir werfen müll ausschließlich in den müll". das ist nicht umfassend und ausreichend. natürlich nicht. das ist aber ein wichtiger lernschritt für leute, die erstmal wochenlang lernen mussten, überhaupt wieder regelmäßig die schule aufzusuchen ("unterricht" kann man erst nach und nach aufnehmen, wir frühstücken anfangs hauptsächlich, bevor wir sie in die werkstätten räumen): es wurde nicht alles von uns vorgegeben, sondern wir haben alle gemeinsam drüber nachgedacht, wie wir zusammen hier die zeit am besten nutzen werden. das hat tatächlich in den augen solcher schüler, wenigstens meiner erfahrung nach, mehr gültigkeitswert als von uns alleine vorgegebene regeln (allein schon, weil sie deren sinn i.a. nicht wirklich verstehen, sei es durch anderweitige belastungen außerschulisch und dadurch mangelnde erfahrung mit sozialem miteinander, dafür haufenweise erfahrung mit dysfunktionalem miteinander, wo man mit schlagen und brüllen am weitesten kam/sich aus selbstschutz so verhalten musste, sei es, weil die deutschkenntnisse nicht reichen, sei es, dass ihr textverständnis gegen minus zehn tendiert, trotz guten deutschkenntnissen im mündlichen).

Freidenker
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Re: Disziplinprobleme

Beitrag von Freidenker »

Amen ! 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

cyhyryiys
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Re: Disziplinprobleme

Beitrag von cyhyryiys »

Dass Demokratie in der Schule gleichgesetzt wird mit der eigenen Regelaufstellung nur durch Schüler selbst ist doch etwas abwegig. Bildet Schule Gesellschaft im Kleinen ab, dann doch auch bestehende Ordnungssysteme. Jede Schule hat eine Schulordnung, welche auf demokratischem Wege Zustande kommen kann - eben immer mit allen am Schulleben beteiligten. Hieraus ergibt sich klar, dass einzelne Klassen sich keine eigene Regeln geben können ebenso wenig wie Bürgergruppierungen sich eigenständig rechtsgültige Gesetze vorbei an GG und Parlamenten geben können.

Es ist anstrengend aber gerade bei schwierigen Schülern wichtig, dass man Regeln thematisiert und den Prozess wie sie entstehen und warum es sie gibt offen legt. Demokratische Strukturen können jedoch nur die gesamte Schule betrachten, da benötigt es Konzepte an welchen Stellen Schüler sinnvoll partizipieren können.

Lysander
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Re: Disziplinprobleme

Beitrag von Lysander »

Demokratie = ich darf bei allem mitbestimmen.
Demokratie = wenn Person A etwas macht oder darf, dann darf ich das auch (machen).

Das sind leider in der Tat unter Schülern zwei sehr weit verbreitete Rezeptionen dieses Begriffs - und sie sind beide falsch. Das müssen Schüler, die wir zu mündigen Bürgern erziehen sollen, nun einmal lernen.

Ferner sind Schüler uns nicht ebenbürtig, was ihre Rolle und ihre Position im System Schule betrifft. Da haben wir Lehrer nun einmal institutionelle Macht, die wir auch zum Wohle der gesamten Lerngruppe anwenden sollen und dürfen - und dazu gehört zweifellos das Akzeptieren und Befolgen von Regeln.

Das erkläre ich auch den scheinbar ganz Hellen einer jeden Lerngruppe, die mir erklären wollen, was ihrer Meinung nach Demokratie bedeutet.
Gruß
Lysander

Das beste Argument gegen Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler. (W. Churchill)

LatinaTeacharin
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Re: Disziplinprobleme

Beitrag von LatinaTeacharin »

Lysander hat geschrieben:Demokratie = ich darf bei allem mitbestimmen.
Demokratie = wenn Person A etwas macht oder darf, dann darf ich das auch (machen).

Das sind leider in der Tat unter Schülern zwei sehr weit verbreitete Rezeptionen dieses Begriffs - und sie sind beide falsch. Das müssen Schüler, die wir zu mündigen Bürgern erziehen sollen, nun einmal lernen.
Das müssen sogar manche Kollegen/-innen endlich einmal begreifen...

Hubselzwerg
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Re: Disziplinprobleme

Beitrag von Hubselzwerg »

kecks, gibt es bei euch eigentlich keine verbindliche Schulordnung?
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kecks
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Re: Disziplinprobleme

Beitrag von kecks »

mh? doch, freilich. das hilft aber in konkreten problemsituationen oft erstmal nicht weiter. normen haben es so an sich, dass sie allgemein gehalten sind, um auf viele spezifische fälle anwendbar zu sein... arbeitest du immer 1:1 die schulordnung ab? wir entscheiden eher im team was im konkreten fall mit konkretem schüler zu geschehen hat, bei größeren sachen, und bei nicht ganz so großen hält man rücksprache und agiert dann. das alltagsgeschäft regelt jeder, wie er meint, im geiste der schulordnung und in pädagigischer freiheit, sozusagen.

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