Disziplinprobleme

Was tue ich, wenn ....?
Antworten
Sternenkind_2014
Beiträge: 81
Registriert: 27.02.2014, 21:06:39

Re: Disziplinprobleme

Beitrag von Sternenkind_2014 »

lapal hat geschrieben:
Drops hat geschrieben: Ich halte davon nicht viel.
Tja, die Ergebnisse sehen wir ja dann: Massenweise SuS, die funktionieren und Regeln befolgen, aber selbst welche aufstellen und den Sinn dahinter verstehen, das fehlt dann wieder vielen. :shock: Woher das wohl kommt?

Wenn die SuS die Regeln und Strafen selbst aushandeln, dann ist das authentisch und nachvollziehbar. Du bist raus, da du damit nichts zu tun hast. Somit lernen die SuS gleich auch noch, dass nicht der Lehrer der Böse ist, sondern man selber, wenn man gegen die Regeln verstößt. Aber das ist für einige hier wieder viel zu progressiv. :roll:
Drops hat geschrieben: Da sind ruck-zuck 2 Stunden um, .
Und wir wissen ja alle, dass Achtklässler in zwei Stunden sehr viel für ihr Leben lernen. Aber immer daran denken: Nicht alles, was in der Mappe steht, ist im Kopf. Wohl eher das Gegenteil.


Darüber, ob man die Regeln vorgibt oder die Schüler sie selbst aufstellen, lässt sich mit Sicherheit streiten. Ich frage mich allerdings, ob bei den Konsequenzen viel Sinnvolles bei rauskommt, wenn die Schüler die Regeln selbst machen :?: Das müsste man halt mal ausprobieren und es kommt auch sicherlich auf die Klasse an.

lapal
Beiträge: 176
Registriert: 06.01.2014, 10:15:42
Wohnort: NRW

Re: Disziplinprobleme

Beitrag von lapal »

Erfahrungsgemäß sind die Konsequenzen dann viel zu hart und man muss doch eingreifen. :idea:

kecks
Beiträge: 1628
Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Disziplinprobleme

Beitrag von kecks »

mh. ich arbeite die regeln und die strafen durchaus mit den schülern oder einzelnen schülern aus, wenn das gerade passt. nicht sklavisch in jeder lerngruppe, aber doch in vielen. ich würde aber auch nie explizit regeln aufschreiben lassen in der ersten stunde - himmel, wir besprechen ein paar grundlagen (ihr macht die hausaufgaben, ihr meldet euch und schreit nicht rein, ihr habt euren kram dabei und bei stundenbeginn auf dem tisch, wir begrüßen uns im stehen, keine beleidigungen von wem auch immer in welcher form auch immer etc.), wenn das nötig scheint, und dann halten wir uns alle dran. wenn nicht, dann sorge ich dafür, dass man sich dran hält - mit blicken, mit einzelgesprächen, mit extraaufgaben (die der individuellen förderung dienen), mit benutzung des trainingraums, mit arbeit an extratisch auf dem flur bei geöffneter tür, wenn sonst gar nichts geht (vor allem bei adh-kindern oft nötig), mit bestätigung für jedes erwünschte verhalten immer und immer wieder, mit gezielt vergebener aufmerksamkeit, mit wohlwollender und den schüler als person annehmender grunhaltung, mit respekt und "bitte" und präsenz als ganzer mensch, mit dem vermeiden einer bühne für aufmerksamkeitsheischendes störendes verhalten einzelner.

wichtig ist aus meiner sicht, dass du hinter dem stehen kannst, was du da tust; dass du der chef im klassenzimmer bist, dass die beziehung zu den schülern besteht und stimmt (!!!), dass du nie persönlich verletzend wirst oder schüler entwürdigst, bloßstellst, runtermachst und vor allem, dass du die kinder als menschen akezeptierst, aber genauso deutlich zeigst, welche verhaltensweisen inakzeptabel sind und weshalb das so ist. und kosequent loben und sanktionieren, ist eh klar. ach ja, und nichts persönlich nehmen, du bist meist nicht gemeint, nur deine rolle.

ich habe eigentlich seit den ersten sechs monaten keine großartigen disziplinprobleme mehr gehabt, weder mit minis noch mit pubertät, noch mit oberstufe oder berufsschulklassen. es ist ein handwerk, man kann es lernen. meine schüler beschreiben meinen unterricht meist als "straff, locker, viel arbeit, man lernt was".

kochrezept, weil man das anfangs oft gut brauchen kann und es anschaulicher ist:
wenn wirklich mal probleme auftauchen, ist es für anfänger oft gut, erstmal abstand zwischen die aktion und die sanktion/reaktion zu bringen ("xy, komm bitte nach der stunde kurz zu mir" direkt im anschluss) und dann weiter im unterricht. keine bühne, keine aufmerksamkeit. wenn es nicht aufhört "okay, warnung", beim zweiten mal "xy, komm bitte nach der stunde kurz zu mir". dann durchaus im einzelgespräch vom schüler beschreiben lassen, was er heute gemacht hat, fragen, warum er das gemacht hat (oft recht aufschlussreich und wichtig fürs weitere vorgehen - manchmal ist wer gestorben, manchmal war eine schulaufgabe in der vorstunde, manchmal ist dem kind langweilig... keine entschuldigungen, aber wichtige erklärungen!), sagen, dass du dich freust, ihn in der klasse zu haben, und dann vom kind erklären lassen, warum das geschilderte verhalten ein problem für ihn und für die klasse als ganzes ist ("stört den unterricht, wir lernen weniger, ich kann mich schlechter konzentrieren". ) "mein job ist es, dir und euch allen was beizubringen; dein heutiges verhalten verhindert das; was können wir konkret machen, damit du positives verhalten (vom schüler benennen lassen: ich melde mich, ich bleibe auf meinem platz, ich...) zeigen kannst? -" wenn sinnvolle sanktionen benannt werden, diese akzeptieren; vielleicht auch einfach nur ein versprechen auf besserung im erstfall, vielleicht durch dich angeordnete sanktion (früharbeit, umd das durch blödsinn versäumte nachzuholen; sozialdienst beim hausmeister, wenn etwas vermüllt wurde; zwei extra-übungsinhaltsangaben, die du dann in die laufende reihe einbaust...), vielleicht gemeinsames formulieren geeigneter hilfen zur besserung.

Sternenkind_2014
Beiträge: 81
Registriert: 27.02.2014, 21:06:39

Re: Disziplinprobleme

Beitrag von Sternenkind_2014 »

In dem, was du schreibst, kecks, klingst du wirklich sehr souverän als Lehrer. Ich hoffe, ich gelange auch irgendwann dorthin ;-) Wie lange unterrichtest du denn schon?

Eure Tipps scheinen mir alle recht hilfreich bei einzelnen Schülern, doch wie reagiert ihr, wenn der Unruhestifter gar nicht genau auszumachen ist, weil ein paar Schüler aktiv sind und irgendwie allgemeines Chaos herrscht?

kecks
Beiträge: 1628
Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Disziplinprobleme

Beitrag von kecks »

einzeln beim namen ansprechen und spezifisch erwünschtes verhalten einfordern "peter, setz dich bitte jetzt (!) hin." - "arne, leg den stift bitte weg und schau nach vorn." - "nuray, sei bitte still." etc. auf ihren namen hören sie am ehesten ;).

im nachgang für dich überlegen, wo der handwerkliche fehler lag, der zu diesem chaos führte (war die arbeitszeit nicht angegeben bei einer gruppenaufgabe? kommst du rein und es ist chaos, anstatt dass sich die kinder sortieren und ihr zeug rausräumen und ihr gemeinsam anfangen könnt? usw.) und diesen für die zukunft angehen.

und vor allem: stress dich nicht. shit happens. es ist nur schule, und aus fehlern lernt man (alle, kinder wie lehrer).

Sternenkind_2014
Beiträge: 81
Registriert: 27.02.2014, 21:06:39

Re: Disziplinprobleme

Beitrag von Sternenkind_2014 »

Ja, aber irgendwann muss ja dann auch die Konsequenz folgen. Ich kann ja nicht 5 Mal einen Schüler ermahnen und es geschieht einfach nichts.

Rotschreiber
Beiträge: 375
Registriert: 14.07.2008, 14:30:11
Wohnort: Lehrer im Gemeinsamen Unterricht (Grundschule NRW)

Re: Disziplinprobleme

Beitrag von Rotschreiber »

Wenn die SuS die Regeln und Strafen selbst aushandeln, dann ist das authentisch und nachvollziehbar. Du bist raus, da du damit nichts zu tun hast. Somit lernen die SuS gleich auch noch, dass nicht der Lehrer der Böse ist, sondern man selber, wenn man gegen die Regeln verstößt. Aber das ist für einige hier wieder viel zu progressiv.
Dann bin ich mal unprogressiv.

Das läuft ja sonst im Leben auch so, dass man Strafen aushandelt :roll:

Im Übrigen bin ich auch raus, wenn ich sage, dass es Schulregeln (und die dazugehörigen Konsequenzen) sind, die von alles LehrerInnen getragen werden und von der Schulkonferenz abgesegnet sind. Das verstehen selbst junge Schüler. Es reicht, wenn man den Schülern die Sinnhaftigkeit der Regeln (und Konsequenzen) erläutert.

Antworten