Referendariat tatsäch so schlimm?

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
Isabella*
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Referendariat tatsäch so schlimm?

Beitrag von Isabella* »

Liebe Forenmitglieder!


Ich lese, wie ihr gleich sehen werdet, schon einige Zeit mit. Ab Februar werde ich mein Referendariat in NRW an einer Grundschule beginnen.

Sorgen bereitet mir nur Folgendes: Egal, was ich höre oder lese, alle berichten, wie schlimm das Ref ist. Von Demütigung über Brechung der Persönlichkeit ist die Rede. Gute Berichte gibt es selten – und wenn ihr euch hier das Forum zu Positivem mal anschaut, handelt es sich auch eher um „Puuuuuuuh, ich habs geschafft“. Klar sollte man immer beachten, wer in so Foren schreibt. Schlechte Erfahrungen lassen sich eben auf anonymer Basis leichter austauschen als im Seminar.

Nichtsdestotrotz – ich habe Lampenfieber auf die zwei Jahre, die kommen mögen. Ist es wirklich so schlimm wie alle (die ich kenne) sagen? Im Sinne von „Seminarleiter mag Gruppenarbeit, also soll nur das und nichts Anderes gemacht werden“. Oder Sympathien oder Antipathien, die wie Willkür aussehen. Ich meine, wenn ich ein Kind eher weniger sympathisch finde, dann geb ich dem doch auch nicht schlechtere Noten? Immerhin bin ich mir ja über derartige Antipathien bewusst. Ich habe weniger Angst vor der Klasse (mit denen komme ich normalerweise gut klar), sondern vor den Seminarleitern und auch meinen Kollegen. Leider scheinen einige ja Selbsttherapie zu betreiben, indem über den LAA hergezogen wird – natürlich ohne ein Wort zu diesem selbst zu äußern. Horror!

Wie sieht die Durchfallquote im Ref aus? Was ich bisher gehört habe, sind die Refnoten meist eine Note unter dem 1. Staatsexamen. Was ist, wenn etwas nicht so klappt, wie es soll? Z.B. gibt es vor der Pause Streit zwischen Kindern. Im richtigen Lehrerleben würde ich das nie übergehen. Aber bei einer LP? Was mach ich da? Oder irgendetwas Anderes läuft nicht, wie dass ich spontan merke, dass mein Stundenverlauf nicht so ist, wie ich es den Seminarleitern vorgelegt habe. Ich reagiere eher spontan auf Probleme, und hätte daher prinzipiell auch kein Problem die Stunde mal länger laufen zu lassen. Die Kinder sollen natürlich lernen und weniger das 45-Minuten Raster kennen lernen. Versteht mich nicht falsch, ich finde eine Planung sehr sehr wichtig, weil ansonsten gar nicht gewährleitet werden kann, dass der Unterricht didaktisch und methodisch sinnvoll ist.

Was sagt ihr? Ist es so schlimm, dass man ‚Angst‘ haben muss? Habt ihr vll Tipps?


Isabella

Illi-Noize
Moderator
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Re: Referendariat tatsäch so schlimm?

Beitrag von Illi-Noize »

Du machst Dir viel zu viele Sorgen! Das Ref ist nur so schlimm und stressig, wie Du Dir selber Stress macht und wie "empfindlich" Du bist. Wenn der Fachleiter Gruppenarbeit sehen will ... nun ja, dann mach halt Gruppenarbeit, und er ist zufrieden ;-)
Was ich bisher gehört habe, sind die Refnoten meist eine Note unter dem 1. Staatsexamen.
Meine war klar besser ;-) Nicht immer nur an den negativen Beispielen aufhängen: http://referendar.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=20383
Z.B. gibt es vor der Pause Streit zwischen Kindern. Im richtigen Lehrerleben würde ich das nie übergehen. Aber bei einer LP? Was mach ich da? Oder irgendetwas Anderes läuft nicht, wie dass ich spontan merke, dass mein Stundenverlauf nicht so ist, wie ich es den Seminarleitern vorgelegt habe. Ich reagiere eher spontan auf Probleme, und hätte daher prinzipiell auch kein Problem die Stunde mal länger laufen zu lassen.
Bei einer Lehrprobe hast Du vorher in der Pause nichts mit den Schülern zu tun, da bereitest Du Deine Stunde vor. Spontane Abänderungen im Verlauf können auch sehr gelobt werden ("Da haben Sie gut reagiert!"), aber sie sollten halt nicht aus totalen Planungsfehlern entstehen. Und Überziehen "geht gar nicht", jeder hat ein Recht auf pünktliche Pausen bzw. pünktlichen Beginn der nächsten Stunde. Aber das lernst Du alles mit der Zeit, dass die Stunden gut getimed sind!

Ansonsten nochmal zum Anfang: Hier im Forum werden nur wenige schreiben, die das Ref "gerockt" haben. Die haben nämlich eine Beratung im Forum gar nicht nötig. Daher hier die eher negativen Postings, bei Leuten wo es gut läuft gibt's ja nix zu meckern. Ich habe in den 2 Jahren Ref hier zwar viel gepostet, aber niemals in "Leid & Frust", dass alles ganz schlimm ist. War es nämlich nicht - es war vielleicht nervig, aber welche Ausbildung ist das nicht in gewissen Phasen?

Also viel Spaß / Erfolg und immer locker bleiben!

marathonmarco
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Re: Referendariat tatsäch so schlimm?

Beitrag von marathonmarco »

Eigentlich hat Illi schon fast alles geschrieben. Mein Ref war auch nicht schlimm. Wie überall im Berufsleben kann man mit Vorgesetzten und Kollegen natürlich mehr oder weniger Glück haben, aber von den nicht repräsentativen Äußerungen hier im Forum solltest Du Dich nicht verrückt machen lassen.
Viel Spaß und Erfolg im Ref!
mm
seit 11/08 StR (bis 7/11 in HH, danach in B)

lavinia21
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Re: Referendariat tatsäch so schlimm?

Beitrag von lavinia21 »

Das Ref ist stressig, teils nervig, aber sicherlich nicht schlimm. Für mich war es eine schöne und v.a. interessante Zeit, in der ich mich als Mensch wie auch als Lehrperson wahnsinnig entwickelt haben und wertvolle Erfahrungen machen konnte. Wenn du (je nach Fach und Typ) bereit bist, 2 Jahre lang dein restliches Leben mal etwas zurückzufahren und dich auf die Arbeit zu konzentrieren, hast du erstmal gute Voraussetzungen. Wenn du dann noch gerne unterrichtest, es dir nichts ausmacht als Dompteur aufzutreten und bei Penis-Gemälden an der Tafel ruhig bleist...tja, dann ists noch besser. Du hast ja sicherlich schon bei deinen Praktika gemerkt, ob der Lehrberuf überhaupt passt oder nicht?!

Das einzige, das ich gehasst habe, war das Seminar. Das lag aber nicht primär an den Fachleitern oder an den Inhalten - Nein, ich war genervt von den Super-Referendaren, den Wanna-Be-Überfliegern und Alleskönnern, die durchgehend erzählt haben, was sie alles gemacht haben, was sie alles können und kennen ....tja, und die kleine Lavinia saß da und dachte nur "Mist, ich habe das Gefühl als sei ich hier falsch, denn bei mir gibts es Probleme mit Schülern, ich kenne den blöden Roman immer noch nicht und nein, ich kenne die bescheuerten Signalwörter für xxxx nicht auswendig!".
Das Ende vom Lied war, dass ich insgesamt mit einer 1,5 abgeschnitten haben und die anderen irgendwas mit 2,x oder 3,x hatten.

Nimm die Kritik von Fachleitern ernst, aber nicht zu ernst. Lege den Perfektionismus ab und gönne dir auch mal eine freie Woche in den Ferien.
Spontan reagieren ist schön und gut, aber im Ref nur bedingt sinnvoll. Du sollst ja lernen, das Verhalten der Schüler schon im Voraus zu kennen und dafür benötigst du eine handfeste und dichte Planung. Spontanität hast du durch die Dynamik innerhalb der Klasse schon genug, da kannst du Unsicherheiten im Stundenverlauf am Anfang kaum vertragen. An die 45 Minuten wirst du dich gewöhnen müssen und am Ende hat eben das Stundenende mit dem Erreichen des Lernziels zu stehen - das ist eben der Unterschied zu den Praktika...da durftest du noch laufen lassen.

LG Lavi...die einfach nur froh ist, diese ganzen Tussen (entschuldigt die Wortwahl) aus dem Seminar nieeeeeeeee mehr sehen zu müssen und das Ref auch ohne großen Austausch mit anderen Refs hinter sich gebracht hat.

Topfpflanze
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Re: Referendariat tatsäch so schlimm?

Beitrag von Topfpflanze »

Ich bin seit einem Jahr im Ref. (Grundschule NRW) und finde es überhaupt nicht schlimm. Klar, am Anfang ist alles neu, aber ehrlich gesagt fand ich das Bachelor/Master-Studium anstrengender! Also, keine Panik!

Natürlich steht und fällt das gesamte Ref. mit den Personen, die du so triffst. Deine Mentoren, die Fachleiter, Kollegen etc. Ich habe mit allen Glück gehabt, aber das ist sicher nicht bei jedem so. Allerdings würde ich mir da vorher keine Gedanken drüber machen.

Estefania24
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Re: Referendariat tatsäch so schlimm?

Beitrag von Estefania24 »

Liebe Isabella,

ich lese in diesem Forum auch seit Ende meines Studiums, denke aber dass Leute mit den von dir beschriebenen Problemen hier häufiger posten, weil sie sich auch in ihrer Freizeit damit beschäftigen. Deshalb lass dich nicht beirren, in der Realität sieht es oft anders aus.

Ich kann leider nicht allzu viel schreiben, weil ich erst seit wenigen Monaten dabei bin und schwer einschätzen kann, wie stressig sich die übrige Zeit gestaltet. Derzeit bin ich sehr zufrieden und kann mir nicht vorstellen, dass die Seminarleiter meines Seminars außerordentlich willkürlich handeln. Sie wirken allesamt sehr freundlich und bemüht und geben wirklich gute Ratschläge.

Natürlich setzen sie voraus, dass man sich umfassend vorbereitet. Wenn du dir die Zeit gut einteilst und nicht alles auf dem letzten Drücker machst, dann wirst du auch gelassener an die Lehrproben herangehen. Und sind erst einmal einige Lehrproben gut gelaufen, dann wirst du deinen Pessimismus auch überwinden. Du darfst dir ruhig vertrauen. Denn niemand will dir was Böses, warum auch?
cave amantem ;-)

LarsL
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Re: Referendariat tatsäch so schlimm?

Beitrag von LarsL »

Du kannst Glück haben oder auch Pech. Ich kenne Leute, die hatten eine gute Zeit, gute Ausbilder und somit insgesamt eine sinnvolles Ref gehabt. Für diejenigen, bei denen es anders lief, dazu zähle ich mich auch, ist diese Plattform natürlich eine schöne Möglichkeit sich auszukotzen. Diejenigen, die die Möglichkeit haben sich im Ref zu entwickeln, verplempern nur selten ihre Zeit in diesem Forum. Laß es einfach auf Dich zukommen, wenn's beschissen kommen sollte, dann bist Du zumindest nicht alleine im Seminar ;-)

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