Versetzung ans Berufskolleg oder Gymnasium - Vorteile, Nachteile

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Lenchen87
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Versetzung ans Berufskolleg oder Gymnasium - Vorteile, Nachteile

Beitrag von Lenchen87 »

Hallo zusammen,
ich bin Gymnasiallehrerin in NRW im Raum Köln und möchte mich nach meiner Elternzeit wohnortsnah versetzen lassen. Bisher war ich nur am Gymnasium, aber spiele mit dem Gedanken, mich an ein Berufskolleg versetzen zu lassen, weil ich es irgendwie spannend fände, dort zu arbeiten. Daher hoffe ich, dass es hier jemanden gibt, der Erfahrung mit der Arbeit am Berufskolleg hat.
Durch meine Fächerkombi Eng/Bio ist die Auswahl natürlich eingeschränkt, da es nicht an allen Berufskollegs Bio gibt, aber ich habe tatsächlich ein paar gefunden.

Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich sehe folgende Vorteile im Berufskolleg:
- weniger Probleme mit den Schülern und mit Unterrichtsstörungen, da sie ja wissen wofür sie das Ganze machen und entsprechend zielstrebiger sind
- recht selbstständige Oberstufenschüler
- nahezu keine Elternarbeit
- praktische Orientierung bei den Fächern, z.B. könnte der Englischunterricht kommunikativer orientiert sein mit weniger langweiligen Textanalysen
- mehr Möglichkeiten zu fächerübergreifenden, berufsroientierten Projekten

Allerdings sehe ich auch folgende Nachteile:
- ggf. teils sehr schwache Schüler, die es am Gymnasium nicht geschafft haben
- generell niedriges Leistungsniveau
- hoher Vorbereitungs- und Korrekturaufwand, da man im Grunde nur Oberstufe unterrichtet (dieser Punkt hält mich echt am meisten zurück)
- recht starres Curiculum, das eher prüfungsorientiert ist
- hab in einem Forum gelesen, dass es dort keine AGs gibt, würde aber gern eine anbieten
Wie gesagt, das sind alles nur meine Vermutungen und Vorurteile und ich bin dankbar, wenn jemand von seinen/ihren Erfahrungen berichten kann. Denn wenn ich einmal am Berufskolleg bin und es mir nicht gefallen sollte, komme ich da auch nicht mehr so schnell weg.

Maximer
Beiträge: 179
Registriert: 18.01.2018, 13:39:30

Re: Versetzung ans Berufskolleg oder Gymnasium - Vorteile, Nachteile

Beitrag von Maximer »

Lenchen87 hat geschrieben:
18.06.2021, 23:11:27
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich sehe folgende Vorteile im Berufskolleg:
- weniger Probleme mit den Schülern und mit Unterrichtsstörungen, da sie ja wissen wofür sie das Ganze machen und entsprechend zielstrebiger sind
- recht selbstständige Oberstufenschüler
- nahezu keine Elternarbeit
- praktische Orientierung bei den Fächern, z.B. könnte der Englischunterricht kommunikativer orientiert sein mit weniger langweiligen Textanalysen
- mehr Möglichkeiten zu fächerübergreifenden, berufsroientierten Projekten

Allerdings sehe ich auch folgende Nachteile:
- ggf. teils sehr schwache Schüler, die es am Gymnasium nicht geschafft haben
- generell niedriges Leistungsniveau
- hoher Vorbereitungs- und Korrekturaufwand, da man im Grunde nur Oberstufe unterrichtet (dieser Punkt hält mich echt am meisten zurück)
- recht starres Curiculum, das eher prüfungsorientiert ist
- hab in einem Forum gelesen, dass es dort keine AGs gibt, würde aber gern eine anbieten
Wie gesagt, das sind alles nur meine Vermutungen und Vorurteile und ich bin dankbar, wenn jemand von seinen/ihren Erfahrungen berichten kann. Denn wenn ich einmal am Berufskolleg bin und es mir nicht gefallen sollte, komme ich da auch nicht mehr so schnell weg.
Du widersprichst dir ja in vielen Punkten direkt selbst, wenn du vermeintliche Vorteile und Nachteile auflistest. Natürlich gibt es auf Berufskollegs motivierte Schüler, die reif sind und wissen, was sie wollen. Aber es gibt eben auch - je nach Klasse und Bildungsgang, sicherlich gibt es auch in NRW hier viele Facetten und nicht nur reine Oberstufen, die zum Abi führen - solche Schüler, die man gemeinhin "Parkende" nennt und die alles andere als motiviert und interessiert auftreten. Pauschale Aussagen kann man hier sicherlich nicht treffen. Man möchte es nicht glauben, aber Elternarbeit ist hier keinesfalls völlig ausgeschlossen. Ein Freund von mir arbeitet an einer beruflichen Schule und dort sind die Eltern - obwohl die Schüler fast alle volljährig sind - sehr präsent und fordernd. Der nicht unbedingt zum Abitur berufene Sprössling (mehrheitlich männliche Schüler dort) soll schließlich unbedingt und irgendwie das Abitur erreichen und wenn sich da eine Lehrkraft allzu bockig anstellt, werden ganz schnell die schweren Geschütze aufgefahren.

Was aber stimmt, das ist der Punkt mit den zahlreichen Prüfungen und Korrekturen (da kann man regelrecht ertrinken bzw. von erschlagen werden), auch geht es weniger verspielt zu als an Regelschulen und alles ist letztlich - wenn man sich mal an Abläufe angepasst und damit arrangiert hat - etwas berechenbarer und vielleicht auch unverbindlicher, da man Schüler nur über eine verhältnismäßig kurze Zeit in einem späteren Stadium ihrer Schullaufbahn begleitet.

Ich kenne Leute, die das super spannend finden und nie und nimmer an eine Regelschule möchten und auch welche, die auf eine rasche Versetzung hoffen. Dann ist auch jede Schule anders und kein Kollegium gleicht dem andern. Um es auf die Spitze zu treiben: Wenn das Kollegium+Schulleitung erstklassig ist, würde ich notfalls auch an einer Grundschule anheuern.

Viel Glück bei deiner Entscheidung!

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