Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Vollbürger
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Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Beitrag von Vollbürger »

Hallo liebe Leute!
Ich habe vor kurzer Zeit mein 2. Staatsexamen für Lehramt Gymnasium bestanden. Meine Endnote ist mit 3,0 nicht wirklich toll (aber meiner Meinung auch nicht grottig schlecht), dazu kommt noch dass ich ziemliche Allerweltsfächer habe (u.a. Englisch).
Soeben rief man mich an und bot mir eine feste Stelle an einer Realschule an. Im Anbetracht der schlechten Stellensituation frage ich mich nun, ob ich das Angebot annehmen sollte.
Mir wurde von meiner eigentlichen Wunschschule (ein Gymnasium) starkes Interesse signalisiert, allerdings ist hier noch unklar, ob meine Stelle bewilligt wird. Klarheit würde ich auch erst im Mai oder sogar später bekommen.

Ich bin grundsätzlich ein vorurteilsfreier und neugieriger Mensch, komme mit JEDEM Schüler (zumindest an meiner Ausbildungsschule) gut zurecht und ich käme auch mit A12 statt A13 klar, aber mich plagen folgende Bedenken hinsichtlich der Realschulstelle:

- Was ist, wenn ich mich mit dem Schülerklientel der Realschule nicht klarkomme? (Die Realschule hat zwar einen guten Ruf und befindet sich auf dem Land, aber kann ja sein).

- Was ist, wenn mir das Niveau der gymnasialen Sek II fehlt? Bin überhaupt nicht arrogant, aber mir macht anspruchsvoller Literaturunterricht in Englisch total viel Spaß, das hätte ich ja auf der Realschule nicht.

- Mein Fachleiter meinte mal, dass die Chancen, auf´s Gymnasium zu wechseln (wenn man einmal bei einer Realschule angefangen hat), nicht besonders hoch seien.

Ich sehe aber auch 2 nicht unerhebliche Vorteile:
+Feste Stelle, wäre "erstmal im System drin".
+ Nicht so viele Korrekturen wie in der gymnasialen Sek II.

Was meint Ihr dazu?
Habt Ihr Gymnasiallehrer Erfahrungen in dieser Hinsicht?
Gibt es Gymnasiallehrer unter Euch, die direkt in einer Realschule angefangen sind?
Und die für mich wichtigste Frage:
SIND DIE CHANCEN AUF EINE RÜCKKEHR ZUM GYMNASIUM TATSÄCHLICH SO SCHLECHT?

Vielen lieben Dank schonmal!

Fränzy
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Re: Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Beitrag von Fränzy »

Huhu,

was die Chancen zur Rückkehr angeht, kann ich Dir nichts sagen.

Ländliche Realschule klingt aber gut. Wenns Gymnasium nicht eben ums Eck ist, werden da auch Kinder sitzen, die eigentlich auf Gymnasium hätten gehen können, aber nicht fahren wollen.

Zum Niveau: An einer Beruflichen Schule ist es sehr üblich, dass Gymnasiallehrer in Schularten unterrichten, die vom Niveau WEIT unter dem der Sek II liegen und wo auch das Klientel zum Teil echt knackig ist. Ich kenne nur wenige, die Probleme in der Beziehungsarbeit haben, bzw. denen das Niveau viel zu niedrig ist. Und die paar, die es nicht schaffen eine Beziehung aufzubauen und wo die Jugendlichen über Tische und Bänke gehen, die haben in allen Schularten diese Probleme, sogar im TG.

Grundsätzlich machbar, würde ich sagen.

Und definitiv weniger Korrekturen als in Sek II

Grüße!
שָׁלוֹם

kecks
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Re: Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Beitrag von kecks »

Mach's. Die Erfahrung ist es allemal wert. Für Angaben zu späteren Wechselchancen und dergleichen müsstest du wenigstens dein Bundesland und Kombi verraten.

Vollbürger
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Re: Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Beitrag von Vollbürger »

Liebe(r) Fränzy, liebe(r) Kecks!
Vielen Dank für Eure schnellen und hilfreichen Antworten! :) Ich denke auch, dass ich es vom Klientel her schaffen könnte, aber ich hätte gerne zumindest die Option, zurückzuwechseln, falls ich an der Realschule unglücklich bin.

@ alle: Meine Fächerkombi ist Englisch und Geschichte und das Bundesland meiner Ausbildung und der Realschule ist NRW.

Wie schätzt Ihr die Chancen auf einen Wechsel von Realschule zu Gymnasium ein?

CambriaE
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Re: Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Beitrag von CambriaE »

Also in NRW sind zur Zeit fast alle Schulen komplett dicht. Viele Kollegien haben sich gerade extrem verjüngt und mit G8 und niedriger werdenen Geburtenjahrgängen lohnt sich doch eher Lottospielen.

Ein Wechsel von der RS aufs Gym ist grundsätzlich möglich, es kommt aber auf den Bedarf an, der in der nächsten Zeit sehr gering ist.

Das Interesse zeigende Wunschgymnasium weiß noch nicht, ob sie überhaupt eine Stelle ausschreiben dürfen. Selbst wenn es doch soweit kommen sollte, könnte dein Schnitt ein Hindernis sein. Es ist aufgrund des Stellenmangels mit vielen Bewerbern zu rechnen. Alle Bewerber mit besserer oder gleichrangiger Ordnungsgruppe müssten auch eingeladen werden. Ist halt die Frage, wie viele Mitbewerber du hast und ob du da überhaupt zum Zuge kommen kannst. Alternativ könnte das Gymnasium ihre Stellenausschreibungen auf deine Qualifikationen anpassen. Da weiß ich jetzt nicht, wie gerne die dich haben möchten...

Ich persönlich bin eher der "Lieber-den-Spatz-in-der-Hand"-Typ und würde an die Realschule gehen.

cressi
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Re: Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Beitrag von cressi »

Gerade mit Englisch hast du an Realschulen doch prima Chancen in NRW, auch mit mittelmäßigen Noten, wenn man der Bedarfsprognosen Glauben schenken darf...ich würde erstmal auf die Wunschstelle spekulieren und mich noch an anderen Realschulen zu der Zeit hin bewerben...

bist du dir sicher das du an der Realschule verbeamtet wirst? Ich habe mal hier im Forum gesagt bekommen, dort wird man als Gymlehrer nur angestellt..

GHR-NRW

Re: Als Gymnasiallehrer an die Realschule?

Beitrag von GHR-NRW »

cressi hat geschrieben: bist du dir sicher das du an der Realschule verbeamtet wirst? Ich habe mal hier im Forum gesagt bekommen, dort wird man als Gymlehrer nur angestellt..
Mit welcher Begründung?

Mein Ref steht zwar noch aus, aber: Nimm die Stelle!
Du kannst Erfahrungen sammeln und hast den Druck nicht mehr eine feste Stelle suchen zu müssen. Wenn ich meinem Umfeld Glauben schenken darf, dann ist die Schülerarbeit bei weitem nicht das Einzige, was noch auf einen einwirkt. Meine Freundin ist sowohl an beiden Schulformen gewesen und hat mittlerweile eine feste Stelle an einem Gymnasium und sie empfindet es jetzt am Gymnasium insofern anstrengender, als dass sie LKs vorbereiten muss, was anfangs sehr schwer war und dass die Elternarbeit sehr aufwendig ist, da es an diesem Gym bekannt ist, dass die Eltern dort sehr anstrengend sind und immer meinen es besser zu wissen und bei jeder "Ungerechtigkeit" die Lehrer anrufen, etc. ...
In einem anderen Thread wurde es auch noch einmal angesprochen, dass alle SuS ihre eigenen Macken haben und in der jeweiligen Schulform ganz klar anders sind, aber nicht immer mit absteigendem Niveau schlimmer (meine 8. Klasse damals zu Schulzeiten am Gym war richtig ätzend und rotzenfrech). Was das Unterrichtsniveau angeht und den Herausforderungen: Bei uns im Dorf hat die Realschule einen bilingualen Zweig und vlt. gibt es sowas bei Dir auch und Du hast die Chance Geschichte auf Englisch zu unterrichten. Mal was anderes.

Außerdem ist Dein Glück und Wohlbefinden ja nicht ausschließlich von den Schülern abhängig, die Du gerade in Deinem NF nicht sooo oft siehst und viel entscheidender ist sicherlich ein tolles Kollegium, was zusammenhält und vor allem: Dein privates Umfeld :)

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