Akzeptanz der Referendare bei SuS

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
Hubselzwerg
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Re: Akzeptanz der Referendare bei SuS

Beitrag von Hubselzwerg »

Wer sonst, wenn die SuS glauben der Ref hätte nichts zu sagen? Dem Ref selbst glauben sie es ja gerade nicht- wenn sie ihm überhaupt zuhören. :roll:

Ist natürlich eine Gradwanderung, weil es ja die Position des Refs zusätzlich schwächen kann wenn der sich "Hilfe" holt.
Aber was die SuS insgeheim denken ist ja eigentlich wurscht. Hauptsache sie benehmen sich anständig. Und wenn sie das nur tun weil sie sonst Stress mit dem Klassenlehrer bekommen, dann ist das halt so.
Wenn Schüler ankündigen jemanden zu "dissen", dann muss meiner Meinung nach jemand einschreiten.
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kecks
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Re: Akzeptanz der Referendare bei SuS

Beitrag von kecks »

Ja, man sagt ihnen natürlich, dass das gar nicht geht, aber mehr so nebenbei ("xy, so einen Blödsinn will ich nicht hören." - Dann hört das auch sofort auf.). Wenn man einen so schnell von einem 13jährigen so dahingesagten Spruch (vor den Kumpels - wir nennen das gern "rumgockeln": "Schau her, ich bin der tollste Hecht, ich mach' sogar Lehrer fertig!") zu ernst nimmt, indem man das explizit vor der Klasse thematisiert, dann bietet man diesem Verhalten nur eine Bühne. Und was auf der Bühne (öffentlich, vor den anderen) angekündigt wird, das muss der kleine Gockel dann auch tun... Selbstredend gab es einen kurzen Plausch zum Thema mit dem die Referendarin wahrscheinlich betreuenden Kollegen und einen deutlichen Hinweis an die (in der Tat sehr unsicher und still...) wirkende neue Referendarin, welche Kandidaten man in dieser Lerngruppe von Anfang an im Auge haben sollte.

...Sich Respekt verschaffen ("sich durchsetzen" nennen das die Kinder) muss sich der Ref. dann schon selbst. Ich halte Eingriffe von außen hier für eher kontraproduktiv. Hilfreich sind sicherlich konkrete Tipps für den Umgang mit Störungen, den an der Schule üblichen Sanktionsmaßnahmen etc. Aber dafür gibt's ja den betreuenden Kollegen.

frlkassandra
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Re: Akzeptanz der Referendare bei SuS

Beitrag von frlkassandra »

Das ist ganz unterschiedlich und von den jeweils beteiligten Personen abhängig.
Tendenziell würde ich allerdings sagen, dass Referendare eher einen Bonus haben, weil sie für die S. eine willkommene Abwechslung sind und auch in einer Art "Schülerrolle" sind und damit eher Identifikationsobjekt als "ältere" Lehrkräfte

Habe auch selbst beides - sowohl Wohlwollen als auch Missfallen schon in unterschiedlichen Konstellationen erlebt.
Als Referendarin sollte ich meine betreuende Lehrkraft wegen einer Klassenfahrt in ihrer 8. Klasse vertreten. Nur: Die S. wussten davon nichts und an der Schule war VertretungsUNTERRICHT überhaupt nicht etabliert. Da war natürlich erstmal Krieg mit dieser 8.Klasse angesagt.
In anderen Klassen wurde ich von den S. häufig gefragt, ob ich heute den Unterricht machen würde und freudig begrüßt wenn ich dies bejahte.

Ich hatte schon Referendare mit im Unterricht, bei denen die S. froh waren, wenn diese den Unterricht gemacht haben und welche, wo es eben nicht der Fall war.

Christian1984
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Re: Akzeptanz der Referendare bei SuS

Beitrag von Christian1984 »

User65 hat geschrieben:@christian1984

Welche negativen Kommentare kommen denn von den Schülern? Wäre doch interessant zu wissen, wie Schüler die Referendare sehen. Dann könnte man vielleicht auch durch konkretes Verhalten vorbeugen.
Hallo,

ich möchte darauf antworten, welche negativen Kommentare von den SuS kommen, doch sind diese sehr vielfältig. Verallgemeinert lassen sich folgende aus meinem Gedächtnisprotokoll zusammenfassen (dieses ist jedoch nach einem 6-Stundentag lückenhaft, v.a. rückblickend auf die letzten Wochen):

1) Klasse 7: Wir verstehen die Aufgaben nicht (die Klasse schaltet ab und macht nur noch GOOD-WILL);
2) Klasse 8: wir lernen nichts (!) (tatsächlich so vernommen, und schaltet ab)
3) Klasse 7/8: Wann unterrichten sie uns wieder? (an den eigentlichen Fachlehrer gerichtet)
4) v.a. in der Oberstufe: Nein bitte nicht, dann werden wir zurückgeworfen...wir lernen viel weniger als bei ... (diese Aussagen kommen v.a. bei SuS, welche in meinem Fach keine ReferendarInnen haben, ich aber sage, es wird ein(e) ReferendarInnen in den Kurs kommen.)
5) grundsätzliche Beobachtung: die SuS machen alles mit, wollen die ReferendarInnen unterstützen aber können es kaum (dies hängt jedoch deutlich vom Unterricht ab, gelingt dieser, haben ReferandarInnen immer die Unterstützung durch die Klasse), und versagen bei künftigen ReferendarInnen ihre Mitwirkung.

.. könnte dies so fortführen

Die Akzeptanz der Referendare und Referendarinnen muss deutlich erhöht werden, doch wie? Viele SuS, v.a. in der Oberstufe denken an ihr persönliches Vorankommen, doch nie an auszubildende Lehrkräfte.

Damit möchte ich verdeutlichen, dass ReferendarInnen im eigentlichen Lehr/-Lernprozess sind, aber die SuS dies nicht sehen/sehen wollen und dies (leider) in gewissem Maße ausnutzen.
Zuletzt geändert von Christian1984 am 24.02.2012, 0:48:24, insgesamt 2-mal geändert.

kecks
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Re: Akzeptanz der Referendare bei SuS

Beitrag von kecks »

Natürlich sehen die das nicht. Das sind Kinder und Jugendliche! Außerdem werden sie, wenigstens hier, von Anfängern überrollt (sehr viele Refs, alle mit 17h Unterricht). Da hätte ich als angehender Abiturient, der mehr oder weniger von gutem Unterricht abhängig ist, um einen bestimmten NC zu schaffen (mittlerweile sind die meisten recht ehrgeizig und setzen sich nicht selten eher zu sehr als zu wenig unter Druck... anders als vor zehn Jahren und davor!), auch wenig Verständnis für die Ausbildungsbedürfnisse eines Erwachsenen. Immer dran denken: Du bist der reife, vernünftige Erwachsene. Du musst die erziehen ;). "Die" sind Menschen in Entwicklung, die man erst langsam zu empathischen, vernünftigen, zu sozialem Handeln fähigen Erwachsenen formen muss... Am einfachsten geht das in dem Kontext über möglichst guten Unterricht meiner Meinung nach (das muss nicht immer der perfekt geplante Unterricht sein...). Zumindest viele (Mehrheit, würde ich sagen) Gymnasiasten legen sehr großen Wert darauf, bei dir was "zu lernen", weil du was weißt und das ansatzweise spannend (aber nicht anstrengungslos und arbeitsbefreit für die Kinder!!) vermitteln kannst.

Illi-Noize
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Re: Akzeptanz der Referendare bei SuS

Beitrag von Illi-Noize »

Es gibt auch Refs, die in der Oberstufe gut ankommen. Wir hatten einen Englisch-Ref, der war viel besser als die normale Lehrkraft und wir hätten ihn gerne länger behalten. Im Mathe-LK genau das Gegenteil, diese Referendarin war einfach nur überfordert. Wir haben aber zu ihr nie etwas gesagt, nur zur normalen Lehrerin ;-)

User65
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Re: Akzeptanz der Referendare bei SuS

Beitrag von User65 »

Christian1984 hat geschrieben:Die Akzeptanz der Referendare und Referendarinnen muss deutlich erhöht werden, doch wie?
Ich habe als Lehramtsanwärter an einer niedersächsischen Realschule in den Jahrgangsstufen 7 - 10 unterrichtet. Akzeptanzprobleme mit den Schülern hatte ich zu keiner Zeit. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich praktisch nur eigenverantwortlichen Unterricht - ohne einen ausbildenden Lehrer im Klassenraum - gemacht habe. (Außer natürlich Seminarbesuche!) So wurde ich von den Schülern nicht so sehr als hilfebedürftiger Lehramtsanwärter wahrgenommen. Des Weiteren war ich auch der einzige Anwärter an der Schule, und über meinen Ausbildungsbedarf wurde von den Kollegen und vom Rektor nicht viel Aufsehen gemacht. Ich selber habe den Schülern nur gesagt, dass mein Unterricht - und selbstverständlich auch die schriftlichen Ergebnisse der Schüler und deren Verhalten und Leistungen - unter besonderer Beobachtung einer Behörde des Kultusministeriums in der Kreisstadt steht. Ich würde also zumindest hin und wieder keinen normalen Unterricht machen, wie sie es von anderen Lehrern gewohnt sind, sondern einen Unterricht, der den Schülern schon sehr, sehr viel Disziplin und Engagenemt abverlangt. So habe ich dann die Klassen mit Zuckerbrot und Peitsche für die Unterrichtsbesuche auf Seminarmodus getrimmt. Nach meiner Meinung haben die Schüler in kognitiver Hinsicht in meinem Unterricht wenig gelernt. Aber sie wussten genau, wie sie sich bei einem Seminarbesuch aktiv zu verhalten haben. So flutschte es dann auch mit meiner Ausbildung und meinen Prüfungsnoten. So konnte ich mich darauf verlassen, dass bei einem stummen Bildimpuls zu Beginn der Stunde 26 intrinsisch motivierte Finger mit "spontaner" Begeisterung in die Luft ragten. Disziplinprobleme hatte ich an der ländlichen Schule nicht. Eine ältere Kollegin hat mich sogar einige Male gebeten, in ihrem Unterricht für Ruhe zu sorgen, was mir dann auch gelang.

Wenn allerdings fast erwachsene Schüler gehobene Ansprüche an den Unterricht stellen, kann ich mir schon vorstellen, dass sie von Referendaren mit ihrem nicht abiturrelevanten Experimentalunterricht, der nur wenig auf die Aneignung von Wissen, Fakten und deren Verständnis ausgerichtet ist, sondern mehr der Implementierung von unnötig anstrengenden Sozialformen und Unterrichtsmethoden dient, nicht viel halten.
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

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