Schafft das Referendariat ab!!!

Konstruktive Kritik - das Referendariat muss reformiert werden! Eure Vorschläge...
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AnnieL

Beitrag von AnnieL »

kakaotrinkerin hat geschrieben:Ach ja: Es wird immer wieder Leute geben, deren Fähigkeiten einfach nicht ausreichen, um Kinder unterrichten zu können. Das wird man nicht ändern können, und das hat auch nix speziell mit dem Lehrerberuf zu tun. Es gibt auch massenweise Juristen, die letztendlich das 2. Stex nicht schaffen, es gibt genügend Mediziner, die es einfach nicht hinkriegen, und es schafft auch nicht jeder die Physiotherapie-Prüfung. Das ist eben so. Und diese Leute stehen dann ja in Deutschland auch nicht am nächsten Tag unter einer Brücke und sollen bitteschön dort schlafen, sondern diese werden dann ja auch vom Sozialstaat aufgefangen und entsprechend beraten.
Aber Kakaotrinkerin, wir leben nicht unbedingt in einem Land, dessen Bildungssystem in den letzten Jahren besonders gelobt wurde. Es hagelte sehr deutliche Kritik an denjenigen, die in diesem System eine tragende Rolle spielen. Solche Unpässlichkeiten erscheinen und verschwinden auch nicht über Nacht. Wie will man da denn überhaupt wissen, wessen Fähigkeiten ausreichen? Ich persönlich bin beispielsweise insofern Pädagogin, als mir nach wie vor äußerst wichtig ist, was an der Schule geschieht; und das ohne Gedanken an eine eigene Rückkehr. Ich bin jetzt in der Erwachsenenbildung, was aber doch wohl eine Weiterführung dessen sein sollte, was in der Schule bereits angelegt wird. Wie wäre es, wenn sich die Regelschule mal einige olle Kamellen aus der Reformpädagogik neu zu eigen machte? In anderen Ländern passiert dies. In anderen Ländern hat man damit Erfolg.

student1979
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Beitrag von student1979 »

Zitronenfalter hat geschrieben: Eines ist aber unstrittig: Weder der Lehrling noch der Akademiker haben sich zu diesem Zeitpunkt als gewinnbringende und tragende Mitglieder der Gesellschaft erwiesen. Nur: Der Akademiker hat 10 Jahre mehr Kosten auf der Uhr.
@ Zitronenfalter: Wes Geistes Kind bist Du denn bloß? In Deiner Logik muss sich ein Mitglied der Gesellschaft also seine Rechte durch Rentabilität verdienen. Und gewinnbringend ist nur jemand, der auch Netto was zum Bruttosozialprodukt beiträgt, oder wie? Betrachtest Du Deine Schüler auch von diesem Standpunkt aus? Ist ja grausam!

@ all: Auf die Gefahr hin, dass ich schon Gesagtes wiederhole: Das Referendariat ist das restriktivste System, dass ich am eigenen Leib erfahren musste. Nicht weil jeder Fachleiter oder Schulleiter einem Böses will, sondern weil man diesen Menschen einfach ausgeliefert ist und keine Chance zur Gegenwehr hat FALLS das mal der Fall sein sollte.
Dementsprechend ist man gezwungen sich zu verbiegen und anzupassen, da die letztendlichen Noten (deren Zustandekommen zumindest am Studienseminar Osnabrück vollkommen intransparent ist) über nichts weniger als die eigene Zukunft entscheiden. Die besten Anpasser könnten somit die besten Noten und dementsprechend die besten Stellen bekommen - und das in dem System Schule, dass doch eigentlich nicht Anpassung sondern Demokratiefähigkeit fördern soll. Diese Problematik hat Adorno übrigens schon 1969, also vor fast 40 Jahren, angesprochen ("Tabus über dem Lehrberuf").

Also: Das Referendariat ist definiv schlecht organisiert, da es Menschen in eine beinahe existentielle Abhängigkeit von anderen Menschen bringt.

In vielen Beiträgen wurde außerdem angedeutet, dass es kaum tragbar sei, dass erwachsene Akademiker plötzlich wieder benotet werden (und das auch noch im Bezug auf Können UND Persönlichkeit). Dazu sei auch die Frage gestellt: Welche Qualifikation berechtigt Fachleiter eigentlich dazu, ohne jegliche zusätzliche Ausbildung über das Fachwissen und die Persönlichkeit von Menschen zu urteilen, die unter Umständen für und mit Professoren gearbeitet, Familien gegründet und in aller Regel zumindest dieselbe akademische Ausbildung absolviert haben? In meinen Augen keine...
Zuletzt geändert von student1979 am 13.02.2009, 9:18:00, insgesamt 1-mal geändert.

Teacha
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Beitrag von Teacha »

Das schlimme ist, dass die besten Anpasser nicht nur die besten Noten bekommen, sondern auch die besten Posten.
Dann hat man nämlich die Fachleiter, die fachlich nichts drauf haben, aber ganz genau wissen, wie der Wind weht und wem man nach dem Mund reden muss.
Gerade im Bereich Unterricht ist es ja so, dass die Didaktik alle paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf treibt.
Vor meiner Zeit war es der Methoden-Fetischismus, als ich im Referendariat war fanden alle das "Lernen an Stationen" ganz toll und heute gibt es die Portfolio-Methode.
In den 70er Jahren versuchte man das Sprachlabor und so weiter.

Jeder behauptet für sich, mit seiner Methode die allein selig machende Unterrichtsform gefunden zu haben.
Und was lernt man:
Die Didaktiker kommen und gehen, die Schule bleibt.

Dein Beitrag ist gut. Allerdings werden diejenigen, die im Referendariat zu den Anpassern gehört haben, nicht einmal verstehen, wovon Du überhaupt schreibst.

Malina
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Beitrag von Malina »

sorry, da ist irgendwie ein doppelpost draus geworden, obwohl ich nur editieren wollte :(
Zuletzt geändert von Malina am 11.02.2009, 18:55:00, insgesamt 1-mal geändert.

Malina
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Beitrag von Malina »

student1979 hat geschrieben: Dazu sei auch die Frage gestellt: Welche Qualifikation berechtigt Fachleiter eigentlich dazu, ohne jegliche zusätzliche Ausbildung über das Fachwissen und die Persönlichkeit von Menschen zu urteilen, die unter Umständen für und mit Professoren gearbeitet, Familien gegründet und in aller Regel zumindest dieselbe akademische Ausbildung absolviert haben? In meinen Augen keine...
Ohne das Ref in seiner Forum preisen zu wollen (!) mal die ernst gemeinte Frage:

Ich finde, dass die Arbeit mit und für Professoren ebenso wie die Familiengründung - alles als Leistung in allen Ehren für sich - absolult nichts mit einer Lehrfähigkeit zu tun hat.

Wer soll denn in deinen Augen über die Fähigkeit eines angehenden Lehrers befinden? Irgendwer muss das ja definitiv machen. Oder nicht?

Ich persönlich hätte es auch nicht nett gefunden, einen Professor, der sicherlich in vielen Dingen wesentlich schlauer ist als ich (oder sogar in fast allen), aber dafür von Schule keine Ahnung hat (ist bei vielen MEINER Uniprofessoren laut eigener Aussage so gewesen - Schule mal 2 Monate von innen gesehen nach dem eigenen Abi) über meine Lehrfähigkeit entscheiden zu lassen.

Frage ist also - bei aller Kritik am momentanen System - wie könnte / sollte es anders und besser laufen? Ohne irgendjemanden, der über "Sein oder Nichtsein" entscheidet, geht es doch nicht. Oder?

Dass man bei Bewertungen IMMER auch von persönlichen Einflüssen abhängig ist, damit kämpft jeder, der andere Menschen in welcher Hinsicht auch immer bewerten muss. Warum das entweder in der Ausbildungsphase des Lehramts so ausgenutzt wird (oder wir einfach keinen Einblick in andere Ausbildungen haben, in denen das vielleicht nicht anders läuft - übrigens: Wer weiß schon, wie unsere Schüler über UNS denken?) weiß ich auch nicht.

Teacha
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Beitrag von Teacha »

Malina hat geschrieben: Ich finde, dass die Arbeit mit und für Professoren ebenso wie die Familiengründung - alles als Leistung in allen Ehren für sich - absolult nichts mit einer Lehrfähigkeit zu tun hat.
Natürlich hat das nichts mit Lehrerfähigkeit zu tun (jedenfalls nicht direkt). Das Problem ist einfach nur, dass erwachsene Akademiker eine ander Behandlung verdienen als die, die ihnen oft im Referendariat zu Teil wird. Das Stichwort hier ist "Adressatenbezug".
Für einen Fachleiter sind die Adressaten Akademiker und keine Schüler. Leider versteht das ein großer Teil der Fachleiter nicht.

Anderes Beispiel: Fortbildungen für Lehrer
Sehr oft sitzt man in Fortbildungen, bei denen in Gruppenarbeit ein Thema bearbeitet werden soll. Dann holt der Fortbilder ein Kartenspiel heraus und lost die Gruppen aus (alle Asse in eine Gruppe, alle Könige usw.)
HALLO???
Alle Teilnehmer der Fortbildung sind erwachsene Akademiker, die können alleine Gruppen bilden und sind auf so einen Schwachsinn nicht angewiesen. (Das Argument, der Fortbilder will eine Methode zur Gruppenbildung vorstellen, zählt auch nicht, da ein ausgebildeter Lehrer für so etwas keine Fortbildung benötigt.)
Das sind dann meistens auch die Fortbildungen, in denen ganz groß von "Adressatenbezug" erzählt wird.

student1979
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Beitrag von student1979 »

Malina hat geschrieben:Wer soll denn in deinen Augen über die Fähigkeit eines angehenden Lehrers befinden? Irgendwer muss das ja definitiv machen. Oder nicht?
@Malina
Man könnte z.B. wie an der Uni Scheine machen bei verschiedenen Fachleitern oder Ausbildungslehrern. Der Schulleiter kann ebenfalls seinen Eindruck dazugeben. Es geht ja nur darum, dass man nicht von einzelnen Personen derart abhängig gemacht wird und auch eine Chance hat zu entkommen, wenn es überhaupt gar nicht geht. Das hätte dann auch eine gewisse Kontrollfunktion gegenüber Fachleitern, die sich ja nicht erlauben könnten, dass niemand zu ihnen will. Außerdem sollte vielleicht modifiziert werden, wer überhaupt entscheidet, wer Fachleiter werden kann. Und das sollten nicht andere Fachleiter entscheiden, wie es im Moment ist. Ich glaube, das würde schon völlig ausreichen.

Dass Familiengründung etc. keine Lehrbefähigung ausmacht habe ich übrigens nicht behauptet. Nur, dass man mit erwachsenen Menschen auch mit einem gewissen Respekt umgehen sollte, der manchen Fachleitern aber abgeht, was auch in ihrer unangreifbaren Stellung begründet liegt. Ich glaube übrigens schon, dass ich auch meine Schüler mit Respekt
behandel. Wenn Du wissen willst, wie Deine Dich sehen, frag sie doch einfach mal...

@Teacha:
Danke für Zustimmung und Lob.

PS: Wieso bloß funktioniert das bei mir mit dem Zitieren nicht?
Zuletzt geändert von student1979 am 13.02.2009, 9:19:15, insgesamt 1-mal geändert.

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