Referendariat in Berlin(, Saarland) oder Dömitz August 2020

Fragen, Anmerkungen etc. zu den einzelnen Seminarorten und Bundesländern.
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julie1
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Referendariat in Berlin(, Saarland) oder Dömitz August 2020

Beitrag von julie1 »

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich in mehreren Bundesländern beworben und bekam bisher von Berlin und Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) für August eine Zusage. Eventuell bekomme ich auch noch eine Zusage vom Saarland. In Dömitz würde das Referendariat zwei Jahre dauern, in Berlin anderthalb. Ich wohne in der Nähe von Mainz und will nach dem Referendariat langfristig hierher zurückkehren.

Während meines Studiums habe ich bereits ein Praxissemester absolviert. In manchen Situationen fehlte mir das Selbstbewusstsein, wenn Menschen anwesend waren, die nicht zur Schülerschaft gehören. Als ich allein Flüchtlinge unterrichtete, fühlte ich mich jedoch immer wohl in meiner Haut.

Zudem fällt es mir schwer, einzuschätzen, wie sehr ich mich in die Tätigkeit eines Lehrers einmischen soll /darf, wenn ich mir seinen Unterricht ansehe oder an anderen Tätigkeiten teilnehme. Die Erfahrungen mit dem Kollegium während des Praxissemesters waren leider zum Teil sehr negativ, was mich bezüglich meiner Berufswahl leicht verunsicherte. Man kritisierte mein Aussehen, warf mich und andere Praktikantinnen ohne erkennbaren Grund aus dem Unterricht und eine Lehrerin bezeichnete mich als "gespenstisch". Im Lehrerzimmer wurde viel gelästert. Ich bin ein freundlicher Mensch, der fast immer ein Lächeln auf den Lippen hat, bin aber teilweise introvertiert, was nicht bei allen Menschen gut anzukommen scheint.

Welchen Standort würdet ihr mir empfehlen? Wie kann ich mich auf das Referendariat am besten vorbereiten? Welche Tipps habt ihr? Was muss ich bei einem Wechsel zurück nach Rheinland-Pfalz beachten?

Danke und viele Grüße :)

Kentfleming08
Beiträge: 1
Registriert: 20.05.2020, 11:41:49

Re: Referendariat in Berlin(, Saarland) oder Dömitz August 2

Beitrag von Kentfleming08 »

Hey Du,

ich habe mich auch in Rheinland-Pfalz für das Referendariat beworben und mich bisher ein bisschen in die Gegebenheiten der Einstellung in Vorbereitungsdienst sowie in den Schuldienst allgemein eingelesen. Ich kann dir also sagen, dass man grundsätzlich formal einen kleinen Vorteil hat, sein Referendariat in RP zu absolvieren, wenn man langfristig hier in den Schuldienst einsteigen will, da man einen Bonus von 0,5 auf die spätere Auswahlnote (1.+2. Staatsexamen) für das Planstellenverfahren erhält. Dieser lässt sich jedoch auch, wenn du nach deinem Ref, solltest du nicht direkt eine Planstelle in RP geboten bekommen, erwerben, indem du beispielsweise eine Vertretungsstelle mit mindestens halbem Stundedeputat annehmen solltest. Soweit ich das richtig verstanden habe, ist dabei schon eine halbjährige Tätigkeit ausreichend, um den entsprechenden Bonus ebenfalls zugesprochen zu bekommen.

Es ist also denke ich nicht aussichtslos dein Ref woanders zu absolvieren, wenn du aufgrund deiner Fächerkombi und den mauen Einstellungszahlen hierzulande (260 für das Gymnasium für August 2020 insgesamt), nicht sofort einen Platz bekommen solltest. Falls dir der Wegzug gen Berlin oder Mecklenburg-Vorpommern schlussendlich ein zu weiter sein sollte, hast du theoretisch auch die Option dich bis 15. Juni für das Referendariat ab Januar 2021 in Baden-Württemberg zu bewerben. Dort wird in der Regel jeder Anwärter mit zulässiger Fächerkombination angenommen, allerdings startet das Ref dort eben nur jährlich einmal im Januar. Insofern könntest du jedoch die Zeit nutzen, dich ein zweites Mal in RP zu bewerben mit dann schon einem Wartepunkt, falls du eine negative Rückmeldung für August in Rheinland-Pfalz bekommst; sogesehen hast du dann die Chance auf RP gewahrt und kannst zur Not etwas näher in BW anfangen. Aber das nur als Hinweis am Rande.

Generell, aber das ist nur meine persönliche Haltung, versuche ich trotz der womöglich langen Wartezeit bei meiner (für die Einstellung) "ungünstigen" Fächerkombi, mein Referendariat in RP zu absolvieren. Ich möchte so wie du langfristig hier in das Lehramt einsteigen und habe in Baden-Württemberg studiert, deshalb möchte ich meine Ausbildung hier abschließen in dem für mich subjektiven Gefühl, das Schulsystem hier auch in meiner Ausbildung richtig "durchlaufen" zu haben. Die Frage ob sich die Warterei lohnt und ob sie sinnvoll ist, ist dabei immer eine sehr subjektive. Ich nutze die potenzielle Wartezeit durch das Studium eines Drittfaches, das hilft mir positiv in die Zukunft und dem Ganzen Zu- und Absageprozess gelassener entgegenzublicken.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen und wünsche dir viel Erfolg für deine Entscheidung und hinsichtlich evtl. weiterer Zusagen, LG!

PS: Hier noch ein Link zur aktuellen Lehramtsanwärter-Höchstzahlverordnung. Dort kannst du nachschlagen, ob für deine Fächer in RP Höchstzahlen festgeschrieben wurden und wie viele dort jeweils mit dem enstpechenden Fach eingestellt werden: https://www.gew-rlp.de/stellungnahmen/d ... vorbereit/.

Yubel
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Re: Referendariat in Berlin(, Saarland) oder Dömitz August 2

Beitrag von Yubel »

julie1 hat geschrieben:Wie kann ich mich auf das Referendariat am besten vorbereiten? Welche Tipps habt ihr?
Hallo,
zur Vorbereitung wäre es natürlich wichtig, sich im Schulrecht Deines Bundeslandes kundig zu machen und die Hinweise Deines Studienseminars bezüglich Seminarleistungen und Unterrichtsplanungen zur Kenntnis zu nehmen.
Unabhängig davon könntest Du zur allgemeinen Vorbereitung neben der Fachdidaktik auch allgemeindidaktische und/oder pädagogische Literatur studieren, die im Folgenden aufgelistet ist. Bedenke bitte, dass die folgende Liste zum großen Teil aus Einführungen und Überblicksdarstellungen besteht und nur eine Auswahl darstellt:

Bovet, Gislinde/Huwendiek, Volker (Hg.): Leitfaden Schulpraxis. Pädagogik und Psychologie für den Lehrberuf. 8. Auflage. Berlin 2014.

Esslinger-Hinz, Ilona/Wigbers, Melanie u. a.: Der ausführliche Unterrichtsentwurf. Basel/Weinheim 2013.

Gonschorek, Gernot/Schneider, Susanne: Einführung in die Schulpädagogik und die Unterrichtsplanung. 8. Auflage. Donauwörth 2015.

Hoegg, Günther: Die 100 häufigsten Fragen zum Schulrecht. Was Lehrkräfte wissen sollten. Basel/Weinheim 2019.

Hoegg, Günther: Schulrecht! Aus der Praxis - für die Praxis. 5. Auflage. Basel/Weinheim 2017.

Hoffmann, Bernhard: Der Unterrichtsentwurf. Leitfaden und Praxishilfe. 2. Auflage. Baltmannsweiler 2018.

Jank, Werner/Meyer, Hilbert: Didaktische Modelle. 11. Auflage. Berlin 2014.

Lehner, Martin: Didaktische Reduktion. Bern 2012.

Mattes, Wolfgang: Methoden für den Unterricht. Paderborn 2011.

Mattes, Wolfgang: Routiniert planen - effizient unterrichten. Paderborn 2006.

Meyer, Hilbert: Leitfaden Unterrichtsvorbereitung. 8. Auflage. Berlin 2015.

Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden. 2. Bde. 15. Auflage. Berlin 2017.

Meyer, Hilbert: Was ist guter Unterricht? 14. Aufgabe. Berlin 2019.

Mittelstädt, Holger: Unterrichtsvorbereitung. Strategien, Tipps und Praxishilfen. Mühlheim a. d. Ruhr 2010.

Nolting, Hans-Peter: Störungen in der Schulklasse. Ein Leitfaden zur Vorbeugung und Konfliktlösung. Basel/Weinheim 2002.

Thömmes, Arthur: Die 200 besten Unterrichtsmethoden für die Sekundarstufe. Bewährte Ideen für jede Gelegenheit. Mühlheim a. d. Ruhr 2016.

Wiater, Werner: Unterrichtsplanung. 3. Auflage. Donauwörth 2015.

Wiater, Werner: Unterrichtsprinzipien. 7. Auflage. Donauwörth 2018.
Viele Grüße

Yubel

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