Bildungsstreik 2009- eure Meinung?

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
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kakaotrinkerin

Bildungsstreik 2009- eure Meinung?

Beitrag von kakaotrinkerin »

Okay, es betrifft die allermeisten von uns nicht mehr, aber trotzdem finde ich es nicht ganz uninteressant, was da gerade so läuft.

An der hiesigen Uni wird seit mehr als einer Woche das Audimax besetzt; mitgetragen wird das allerdings nur noch von einer sehr geringen Zahl an Studenten.

Etwa 500 Studenten sind heute an unserer Wohnung vorbeigezogen: "Bildung für alle, und zwar umsonst!"- "Wir lassen uns nicht von euch verarschen!"- "Bildung krepiert, weil Scheiße regiert!"- Das waren so die Sprüche, die man deutlich vernehmen konnte.

Wie seht ihr das so?

Fränzy
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Beitrag von Fränzy »

Ich finde die Studiengebühren jedenfalls problematisch, sie schrecken schon einige ab, bei denen es auch ohne schon eng wäre.

Zur Stofffülle meine ich allerdings, dass man da den Ball flach halten sollte. Die BA STudiengänge sind sehr dicht gepackt, das stimmt, allerdings ist ein STudium auch zum lernen da. Falls was abgespeckt würde, stellt sich die Frage, wie und was.
שָׁלוֹם

Hubselzwerg
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Beitrag von Hubselzwerg »

Hätte ich die Zeit, würde ich mich dazu setzen.

Es geht ja nicht nur um das Studium, sondern um die gesamte Bildungsmisere.
Von daher finde ich die Aussage, es beträfe die meisten von uns nicht mehr, etwas befremdlich.

Was das BA-Studium angeht, da sind ja nicht "nur" die Gebühren das Problem. Zum Positiven geändert hat sich gar nichts- nur hat man nun zusätlich zu den Dingen die vorher schon schlecht waren auch noch ein verschultes Studium, für das man zahlen muss.

Es wurde Zeit das was passiert und ich wünsche mir, dass die Proteste/ die Anzahl der Streikenden mehr werden.
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kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

allerdings ist ein STudium auch zum lernen da
Genau an dem Punkt weiß ich nicht, ob das wirklich alle Studenten so sehen. Bei vielen habe ich doch das Gefühl, dass diese einen wildromantische Bildungspolitik anstreben.

Fränzy
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Beitrag von Fränzy »

Ich frage mich auch schon länger, was kann man z.b. mit einem BA in "Erziehung und Bildung" anfangen? Wo wird sowas benötigt?

Bei all dem denke ich immer auch an unsere TGler und BK IIler, die wahrlich nicht alle aus Elternhäusern kommen, wo viel Geld da ist bzw. wo ein STudium anerkannt ist. WEnn das auch noch mal extra kostet, dann haben die es echt schwer, zu argumentieren bzw. sie kommen dann erst gar nicht auf die Idee zu studieren.
שָׁלוֹם

Fränzy
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Beitrag von Fränzy »

kakaotrinkerin hat geschrieben:
allerdings ist ein STudium auch zum lernen da
Genau an dem Punkt weiß ich nicht, ob das wirklich alle Studenten so sehen. Bei vielen habe ich doch das Gefühl, dass diese einen wildromantische Bildungspolitik anstreben.
Ja, ich denke auch, eine duale Berufsausbildung in der Bank o.ä. ist auch sehr stressig.

Und dass es selbstverständlich ist, dass man im STudium STress hat, viel lernen muss, viel lesen muss, Hausarbeiten schreibt. Einige meiner Kommilitonen, die waren ehrlich gesagt bis um 12 Uhr im Bett und haben nie ihre Sachen gelesen. Da habe ich mich schon gewundert, denn ich habe mindestens 50% arbeiten müssen und es trotzdem irgendwie hinbekommen meine Sachen zu machen und ein gutes Examen hinzulegen. Naja, so sind ja nicht alle.

Besonders merkwürdig fand ich letztens, dass ein EX Kommilitone, der seinen Diplpäd machte und jetzt nochmal studiert sich auch groß beschwert. Ich denke, ein Zweitstudium ist nun wirklich freiwillig.

Just my two cents
שָׁלוֹם

CatherineDuquesne
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Beitrag von CatherineDuquesne »

Man möge mich steinigen, aber mein „Problem“ ist: Wenn es gut durchstrukturiert wäre, so hätte ich nichts dagegen, wenn straff vorgegeben wird, was wann zu lernen ist. Wie gesagt, wenn es strukturiert wäre. Das ist nun durchaus das Problem, dass hier vieles jetzt auf Bachelor umgestellt wurde und es da oft noch ein wenig hapert. Nur: Ich habe mit einem Diplomstudiengang angefangen, da war es straff vorgegeben, was wie wann wo zu studieren war. Beschwert hat sich keiner. Sicher, man hatte ein klein wenig mehr Zeit, den Stoff durchzukriegen, man konnte das also ein wenig auseinanderziehen. Regelstudienzeit und Höchstsemesterzahl. 9 bis 13 Semester. Und das ging schon, weil es eben alles genau geregelt war, was wann wie zu machen war. Na ja, man ging halt hin, wohin man musste. Eine Wahl hatte man nur zwischen Wahlpflichtfächern. Oh, man konnte gerne zusätzlich wählen, wenn man das noch wollte. Halt z. B. hat man sich dann in Wirtschaftsenglisch gesetzt oder zusätzlich in VWL, wenn man BWL hatte, oder noch in Privatrecht, wenn man ein Wirtschaftsfach als Pflicht hatte – Mehrarbeit auf freiwilliger Basis. Nur war es kein freies Studium, die Veranstaltungen waren oft vorgegeben, und da saßen alle Soziologen zu bestimmten Zeiten eben in bestimmten Hörsälen. Die Pflichtveranstaltungen für alle waren auch nie parallel zu den Wirtschaftsvorlesungen... Bei den kleineren Veranstaltungen, PS, HS, da lief das anders. Aber die Hauptpflichten hatte man da schon hinter sich...
Mein Lehramtsstudiengang war teilweise freier. Teilweise. Im Grundstudium Germanistik war es auch sehr straff vorgegeben, was man abzuliefern hatte. Acht Scheine für jeden. In Geschichte war die Freiheit größer. Mit dem Ergebnis, dass ich persönlich – ich persönlich – damit nicht zurechtgekommen bin und hier erst einmal in die Prüfung reingerasselt bin. Alles nach Neigungen studiert. Und dann habe ich gemerkt: Äh, ja, da wäre ja noch so ziemlich alles zu lernen...

Was wollen viele Studenten? Ihr Leben genießen. Ja, dagegen sage ich nichts. Nach ihren Neigungen studieren? Auch dagegen sage ich nichts. So lange man nicht vergisst, dass Genuss nicht heißt zu sagen: ich bin Student, ich habe ein Recht auf Hellenismus, ich habe ein Recht auf reine Selbstverwirklichung. Sind das am Ende selbstverwirklichte Leute, die erst im sog. Leben ankommen müssen? Leider ist das meine Sicht, die ich auch (!) aus den „Vorzeigestudenten“ der Nachrichten gewonnen habe. Wenn ich die wirklich miesen Bedingungen, gegen die es auch geht, mal außen vor lasse und rein polemisch werde.

Ich bin gerade wieder an der Uni. Mich betrifft das nicht, ich bin außen vor. Wahrscheinlich haben die schon gemerkt, dass ich nicht so ganz eine normale Studentin bin, was die Kommilitonen da betrifft. Gesagt hat keiner was, aber irgendwie muss ich meine Schulaufgaben derzeit durchkriegen, und da bietet es ich halt an, das mitzunehmen... Ich kann sowieso nicht mein Drittfach so durchbringen, wie ich will, ich weiß nicht einmal, ob ich das schaffe. Nicht vom Stoff, sondern von den Umständen her (evtl., mit gaaaanz viel Glück, kriege ich eine Vertragsverlängerung für meine Vertretung, aber ich weiß echt nicht, ob...wenn nicht, dann wird straff studiert, alles, was ich kriegen kann).

Um wirklich was von den Protesten mitzukriegen, dazu bin ich zu selten an der Uni, nur für drei Vorlesungen jetzt, mehr schaffe ich nicht (alles Wichtige ist vormittags). Die machen schon was. Aber mir kommt das irgendwie jetzt durchaus doch schon so vor wie die Trotzreaktion eines Kleinkindes. Man möge es mir verzeihen. Das hatten wir damals schon mitgemacht bei der Aktion gegen die Studiengebühren. Die größte Aktion war, dass wir uns in der Innenstadt versammelt hatten und gemeinsam „Spar ma uns den Stoiber“ gesungen haben. Meine Güte, was waren wir naiv! Ein „lustiges“ Liedchen sollte uns letztendlich helfen? Vielleicht ist es ja anders und ich bin zu lange draußen (obwohl, die Dame in der Mensa hat mich jetzt gefragt, wo ich denn die letzte Zeit war... :shock:).

Das Hauptproblem sind so oder so durchaus ja die Studiengebühren. Meine Uni ist da ja sehr „human“, das erste Semester kostet „nur“ 300 Euro. Aber die waren unter den Ersten, die da zulangen bzw. das wollten. 500 Euro. Und das kann sich nun eine geringe Klientel tatsächlich ohne Hilfe leisten. Bzw. ein Studium auch ohne Gebühren (tja, noch verdiene ich zu wenig für die Bafög-Rückzahlung, aber ich „freue“ mich schon – ja, ich wollte es haben). Dieser Umstand ist etwas, das müsste geändert werden. Für diese horrenden Gebühren sind die Bedingungen nicht gegeben. Ob das nun leger läuft oder straff strukturiert ist. Man wäre ja z. B. bereit, wenn die Betreuung stimmt, die Ausstattung, das Ergebnis, einen angemessenen Betrag zu zahlen. Meistens, denke ich. Mit Massenveranstaltungen usw. ist keinem gedient. Dafür, dass man wenig bekommt, muss man zuviel zahlen. Dagegen sollte man mehr tun. Jedoch schließt das nicht aus, dass man ein wenig mehr lernen könnte. Es ist nun auch sicher so, dass viele da gerädert sind, durch das Lernen und Jobben. Nur ist für mich das Hauptproblem nicht, dass ein wenig geistiger Einsatz verlangt werden kann. Sondern weniger finanzieller.

Und ja, ich sage es offen: Ich zahle nichts. Außer dem Studentenwerksbeitrag und Semesterticket. Weil das Studium befreit ist. Ich weiß nicht, warum. Hat was mit einem Staatsexamen und Lehramtsprüfung zu tun. Ansonsten – habe ich mich auch schon gefragt, wie ich das hätte machen sollen...das jetzt nur am Rande, gehört eigentlich nicht richtig dazu.
Zuletzt geändert von CatherineDuquesne am 26.11.2009, 23:27:53, insgesamt 1-mal geändert.
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

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