Mit Kindern und Familie schlechtere Chancen?

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
SergiusPro
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Mit Kindern und Familie schlechtere Chancen?

Beitrag von SergiusPro »

Als ich vor knapp über einem Jahr versucht hatte, in den gehobenen öffentlichen Dienst (allgemeine innere Verwaltung) in Hessen einzusteigen und die Eignungsprüfung zu bestehen, wurde es mir jedes Mal klar gemacht, dass man mich nicht in den Vorbereitungsdienst aufnehmen würde, weil ich zu teuer wäre, denn ich habe Familie und zwei Kinder (der Ausbilder würde dann den Familien- und Kinderzuschlag zahlen müssen, was bei einem 19-jährigen frischgebackenen Abiturenten nicht der Fall wäre, tja, so blöd). Also, da hatte nix geklapt, obwohl ich bei insgesamt vier verschiedenen Behörden den schriftlichen Prüfungsteil bestanden hatte.

So. Nun, Schuldienst ist ja auch öffentlicher Dienst. Wenn ich mit dem Studium fertig bin, werde ich auch hier aus demselben Grund genauso schlechte Aussichten haben???

Ich stelle mir eine einfache Situation vor. Angenommen, ich werde in meinem ersten StEx die Durchschnittsnote 2,0 haben. (Hauptfächer - Mathe/Russisch, Erweiterungsfach - Englisch, Schulform - Gymnasium). Ein anderer Absolvent hat dann genau denselben Schnitt, ist aber ohne Familie und ohne Kinder. Also, er ist wieder billiger für das Bundesland als ich. Hat er dann bessere Karten als ich und bekommt er schneller einen Platz im Referendariat? Wie sieht es mit dieser Sache im Allgemeinen aus?

Ref_NRW2005
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Beitrag von Ref_NRW2005 »

Soweit ich weiss, gibt es da solche Kriterien für das Ref nicht, auch wenn Du die da teurer kommst.

Du hast nur mehr Aussicht, in Deiner Gegend eingestellt zu werden, weil Du eben Sozialpunkte aufweisen kannst (FAmilie und Kinder).

Grüße
Ref_NRw2005

Lysander

Re: Mit Kindern und Familie schlechtere Chancen?

Beitrag von Lysander »

Also ganz ehrlich, da gehen bei mir sofort die Alarmglocken an. Geht es Dir ausschließlich darum, in den öffentlichen Dienst zu kommen oder willst Du wirklich Lehrer werden? Wie kommst Du von "Verwaltung" plötzlich auf Schuldienst?
Der Schul"dienst" ist vor allem Dienst am Menschen - Deine Klientel sind junge Menschen, die Dir teilweise ausgeliefert sind und denen Du etwas vermitteln sollst.
Mit keinem Wort erwähnst Du, dass Du gerne mit Kindern arbeitest oder dass Du gerne Lehrer werden möchtest. Ich unterstelle Dir jetzt hiermit schlichtweg, dass es Dir mehr um den Posten als um den Beruf (und das hängt ja bekanntermaßen mit "Berufung" zusammen) geht.
Und da sage ich ganz klar: Solche Leute haben im Lehrerberuf nichts zu suchen.

Sollte ich mich hingegen irren und Du willst tatsächlich Lehrer werden (in diesem Fall würde ich obengesagtes sofort und vollständig zurücknehmen), dann hast Du mit drei Fächern in jedem Fall gute Karten und auch das Ref wäre kein Problem. Da sind genug Quereinsteiger oder Leute, die weit über 30 sind und auch schon Kinder haben.

Ich würde Dir aber dennoch raten, einmal in den Spiegel zu schauen und Dich zu fragen, was Du eigentlich konkret willst. Willst Du den Beruf machen, der Dir Spaß macht oder willst Du einen sicheren Posten im öffentlichen Dienst?

Gruß
Lysander

Michi
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Beitrag von Michi »

Ich kann mir nicht vorstellen. dass jemand aufgrund seiner Familie nicht eingestellt wurde im öffentlichen Dienst - sicher, dass du diese schon sehr schlechte Geschichte nicht erfunden hast oder nicht aus anderem Grund abgelehnt wurdest, z. B. aufgrund allgemeiner Altersgrenzen bei der Einstellung zum Vorbereitungsdienst für den öffentlichen Dienst?
Es gibt da sogar ein Gesetz zum Schutz von Ehe und Familie...

Michi


edit: gerade gefunden!
http://www.paderborn.de/microsite/markt ... o_9687.php
Beamtin/Beamter des gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienstes
Generalistenausbildung

Einstellungsvoraussetzungen

* Hochschulzugangsberechtigung (Abitur, Fachhochschulreife oder gleichwertiger Bildungsstand)
* Erfüllung der beamtenrechtlichen Voraussetzungen. Höchstalter bei Ausbildungsbeginn: 26 Jahre, Schwerbehinderte 39 Jahre.

mysunny
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Beitrag von mysunny »

Ich habe die Erfahrung gemacht dass man mit Kindern eher bevorzugt aufgenommen wird weil man halt Sozialpunkte bekommt. Und auch die Schulen werden dann eher günstig ausgewählt. Für mich wäre es beispielsweise nicht machbar an einer Schule "auf dem Lande" zu arbeiten, da ich kein Auto habe, die Schule ja meist zwischen halb und um acht beginnt und der Kindergarten um sieben öffnet. Und so oder ähnlich wird es ja den meisten Refs mit Kind gehen.

Aber ob das in allen BL so ist oder ich schlichtweg Glück hatte, das kann ich dir natürlich nicht sagen.

Ich finde es übrigens spitze dass hier so viel Rücksicht genommen wird! Ich weiß dass es nicht selbstverständlich ist und der Lehrerberuf wohl einer der wenigen ist in dem Kinder Vorteile bringen.

LG,
Sunny

Michi
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Beitrag von Michi »

Das Gesetz zum Schutz von Ehe und Familie gilt in allen Bundesländern!
Es gibt Altersgrenzen für bestimmte Verwaltungsausbildungsgänge, die gelten für ALLE - Schwerbehinderte dürfen älter sein.


Michi

SergiusPro
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Re: Mit Kindern und Familie schlechtere Chancen?

Beitrag von SergiusPro »

Lysander hat geschrieben:in diesem Fall würde ich obengesagtes sofort und vollständig zurücknehmen
Na dann musst du es auch wirklich tun, tut mir leid. :wink:

Denn, kann man etwa nicht in eigener Person den Charakter eines intellektuellen Verwalters auf der einen Seite und eines verwaltungsgeschickten Lehrers auf der anderen Seite gleichzeitig vereinbaren? Doch, durchaus, ist sogar erwünscht! Und wenn du glaubst, dass man in der allgemeinen inneren Verwaltung mit Menschen direkt nichts zu tun hat, dann weisst du nicht wirklich viel darüber, denn es kommt völlig auf das Amt an, an dem du tätig bist. Ebenso muss auch ein Lehrer gut verwalten können, denn sonst ist es eher ein schlampiger, ordnungsloser und eventuell auch nicht vertrauenswürdiger Lehrer.

Warum ich vor dem Lehramtsstudium den Einstieg in den gehobenen Verwaltungsdienst gewagt hatte, das hatte eher mit akuten familiären Bedürfnissen zu tun, wo ich zwischen den letzten damals zur Verfügung stehenden Bildungswegen auswählen musste und zuerst einen zeitlich kürzeren gewählt hatte und nicht etwa weil ich ein Beamter werden wollte. Sogar jetzt, wo ich mich schon endgültig auf die Lehrerausbildung und den -beruf konzentriert habe, interessiert es mich eher wenig, ob ich da irgendwann verbeamtet werde oder nicht.

Die Frage kam eben nur weil das Lehrertum auch noch Beamtentum ist, weswegen ich die genannten Befürchtungen aus meiner früheren Lebenserfahrung hatte und diese in meiner Frage geäussert habe.

Nun, zu den anderen Kommentatoren. Danke für die Beruhigung. Naja, im Verwaltungsdient bzw. im dessen Auswahlverfahren werden diese Schutzgesetze anscheinend nicht wirklich berücksichtigt und die Bewerber wie ich können ja selber nicht immer wissen, auf was alles sie Anspruch haben. Egal, was hin ist, ist eben hin. Für mich ist es nun gut zu wissen, dass ich nach dem Lehramtsstudium micht nicht "erniedrigen" lassen müssen werde. Denn genau das Gefühl hatte ich zu seiner Zeit bei der Stadtverwaltung Wiesbaden und beim Regierungspräsidium Darmstadt. :roll:

Danke nochmals. :)

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