Wie als Neue vorstellen?

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
Francisca
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Beitrag von Francisca »

Ich muss gestehen, ich bin jetzt auch irgendwie etwas verunsichert.

In der freien Wirtschaft ist es ja ein absolutes Tabu, sich als Herr/Frau... und dann nur mit Nachname vorzustellen. "Korrekt" wäre es statt dessen, immer Vor- und Nachname zu nennen.

Und wenn ich ehrlich bin, dann sieht für mich eine professionelle Vorstellung meiner Person eher so aus: Ich heiße *Vor- und Nachname*, habe an der Uni *soundso* die Fächer *diesunddas* studiert, (und falls sowas zutrifft) danach zwei Jahre in *diesem und jenem* Land an *soundso* einer Schule unterrichtet, mache jetzt mein Referendariat an dieser Schule und unterrichte euch in *Fach*.

Damit weiss mein Gegenüber, mit wem er es zu tun hat und kann mich fachlich (und auch sachlich) leichter einschätzen. Die Schüler lernen dann auch gleich, wie man sich professionell verhält.

Sehe ich das jetzt irgendwie falsch? Und kommt sowas eventuell schlecht an? Also nicht bei den Schülern, sondern bei Kollegen und Seminarlehrer, die das vielleicht für zu großkotzig halten und sich dann denken: "Was glaubt die Alte eigentlich, wer sie ist?"

Persönliche Dinge, finde ich, gehören in eine (erste) Vorstellung eigentlich nicht hinein. Und daher würde ich mich auch nie vorstellen als: Ich heiße XY, bin verheiratet, habe zwei Kinder, einen Hund und drei Goldfische. Für solche Informationen ist immer noch Zeit, wenn man sich erst mal besser kennt und das Verhältnis persönlicher wird.

Sind die "Regeln" für freie Wirtschaft und Schule jetzt so unterschiedlich?

Lili
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Beitrag von Lili »

Ich stelle mich im Kollegium unbedingt mit Vor- und Nachnamen vor. Damit ist es den Kollegen ja auch ein bisschen freigestellt, ob sie dich duzen oder siezen wollen.

Bei meinen Schülern stelle ich mih mit: "Hallo Kinder, ich die Fr. X vor und unterrichte euch dieses Schuljahr in X und Y / und bin eure neue Klassenlehrerin."

Meine ganz persönliche Meinung: sich so vorzustellen, fällt vielleicht gerade uns jungen Leuten vielleicht schwer, kann aber bei manchen Kindern einen großen Unterschied machen.
Wenn man sich selbst nicht als Fr. Müllerhuber empfindet, sondern als die Antje, dann tun es die Kinder auch.

Dass man "nur" Referendarin ist würd ich auch nicht gleich am Anfang erzählen. Für die Kinder ist man die Lehrerin. Fertig.
Meine letzen Klassen wussten am Ende des Schuljahres alles von mir und ich hab auch nie ein Geheimnis draus gemacht, aber ich denke nicht gleich alles zu verraten, lässt einen souveräner wirken.

OT: Ein weiterer Ratschlag, den ich immer blöd gefunden habe, ist, am Anfanf streng sein, dann locker werden. Kann ich aber jetzt auch nur jedem raten und da gehört, denke ich, auch dieses Vorstellen mitrein.

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

Guten Morgen, Herr "SL" !
An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass ich gerade Sie nicht zu den Seminarlehrern/Fachleitern zähle, die ich anprangere.
Sie äußern hier vernünftige Gedanken, die gut nachvollziehbar sind
und nicht das Gefühl übermitteln, dass sich hier ein "Herrgott"
äußert.

Die pauschalierenden Aussagen über Fachleiter hängen wahrscheinlich damit zusammen, dass zu viele Negativbeispiele immer noch existieren. Nach etlichen Jahren, die hinter meinem Referendariat liegen, bin ich schockiert, dass sich bis heute kaum etwas zum Positiven in der Lehrerausbildung verändert hat.

8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

SL

Beitrag von SL »

Freidenker hat geschrieben:Guten Morgen, Herr "SL" !
An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass ich gerade Sie nicht zu den Seminarlehrern/Fachleitern zähle, die ich anprangere.
Sie äußern hier vernünftige Gedanken, die gut nachvollziehbar sind
und nicht das Gefühl übermitteln, dass sich hier ein "Herrgott"
äußert.

Die pauschalierenden Aussagen über Fachleiter hängen wahrscheinlich damit zusammen, dass zu viele Negativbeispiele immer noch existieren. Nach etlichen Jahren, die hinter meinem Referendariat liegen, bin ich schockiert, dass sich bis heute kaum etwas zum Positiven in der Lehrerausbildung verändert hat.

8)
Hallo Freidenker,

ja, ich bin ja auch kein Herrgott. :-) Übrigens auch nicht für meine eigenen Referendare.

Aber es ist ja nicht so, dass ich nicht weiß, von welcher Art SL Sie sprechen. Ich hatte, wie ihr alle, doch auch meine negativen Erlebnisse im Referendariat.

Und ich denke, das war für mich auch eine der Motivationen, SL zu werden. Ich will es besser machen.
Ein großer Anspruch, ich weiß, aber ich will mir die Motivation nicht nehmen lassen.

Einmal im Jahr treffe ich meinen eigenen ehemaligen SL, der jetzt kurz vor dem Ruhestand steht.
Mit dem konnten wir als Referendare nie richtig reden, weil der so wahnsinning von sich eingenommen war. Und der hat einem (verbal) Dinge vor den Latz geknallt, da hat man nur mit den Ohren geschlackert. Bei Referendarinnen sind da auch schon mal Tränen geflossen.

Was soll ich sagen? Der Kerl behandelt mich heute noch wie einen Referendar und nimmt mich nicht ernst. Aber mittlerweile kann ich darüber nur noch grinsen. :P

Aber allzuleicht verliert man auch die richtige Sicht, wenn man auf der anderen Seite steht. Die eigenen Referendare halten sich mit Unmutsäußerungen verständlicherweise eher zurück.

Deswegen finde ich dieses Forum gut, auch wenn ich manchmal ein bischen Prügel bekomme, weil ich SL bin. Aber damit muss ich eben leben.
(Genauso damit, dass man manchmal anzweifelt, dass ich "echt" bin und mir vorwirft, ich wär garnicht SL sondern nur ein Hochstapler.)

Also Danke für deine offenen Worte Freidenker!

Gruß, SL

SL

Beitrag von SL »

Francisca hat geschrieben:Und wenn ich ehrlich bin, dann sieht für mich eine professionelle Vorstellung meiner Person eher so aus: Ich heiße *Vor- und Nachname*, habe an der Uni *soundso* die Fächer *diesunddas* studiert, (und falls sowas zutrifft) danach zwei Jahre in *diesem und jenem* Land an *soundso* einer Schule unterrichtet, mache jetzt mein Referendariat an dieser Schule ...
Also so würde ich mich an deiner Stelle höchstens bei deinem Schulleiter vorstellen. Bei den Kollegen kommt das sicher ein bischen komisch rüber. Ebenso bei deinen Schülern.
Francisca hat geschrieben:Sind die "Regeln" für freie Wirtschaft und Schule jetzt so unterschiedlich?
JA! :D

Und du wirst noch mehr Unterschiede feststellen. :D

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