Leistungsüberprüfung differenzieren?

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
Ladwersch
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Re: Leistungsüberprüfung differenzieren?

Beitrag von Ladwersch »

Danke schonmal für eure Hilfe!

Also, ich übe das Vorgehen mit den Schülern, sie sind sich klar darüber, dass es unterschiedliche Gruppen gibt, Eltern sind darüber aufgeklärt, Konferenz hat beschlossen, dass beispielsweise in GL für Kinder mit Förderbedarf eine leichtere Variante anlegen darf.

Du (Drops) hast eben aber nichts zu der Frage gesagt, ob ich dann wirklich so differenzieren kann, dass möglicherweise nicht alle fertig werden (oder ich habe es nicht verstanden).
Nehmen wir an, es gibt nicht nur Hänschen und Hansi, sondern 20 SuS in der Gruppe der leistungsstarken Schüler, die "alles" bearbeiten müssen. Ich gehe davon aus, dass Hänschen, Hans und Hansi mit allem fertig werden und alles richtig haben (Methode ist geübt, relativ einfach und es gibt nur eine Transferaufgabe von 6 Aufgaben in der Überprüfung). Die anderen 17 werden sich irgendwo zwischen 2 und 5 einpendeln, da sie nicht ganz fertig werden. Davon gehe ich vorher schon aus.

Muss ich die Überprüfung (egal ob Arbeit, HÜ, ..) so konzipieren, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, alle Fragen beantworten zu können? Oder kann ich so planen, dass evtl. die Hälfte der SuS nicht alle Aufgaben lösen wird und demnach nur eine 2 möglich sein wird?

Drops
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Re: Leistungsüberprüfung differenzieren?

Beitrag von Drops »

Ladwersch hat geschrieben: Muss ich die Überprüfung (egal ob Arbeit, HÜ, ..) so konzipieren, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, alle Fragen beantworten zu können? Oder kann ich so planen, dass evtl. die Hälfte der SuS nicht alle Aufgaben lösen wird und demnach nur eine 2 möglich sein wird?
Die zweite Variante entspricht bei mir einer normalen Klassenarbeit. 8)

Differenzierung würde ich persönlich nie an einem Zeitlimit festmachen, sondern an Aufgabentypen und/oder Hilfestellungen.
So kannst Du bspw. die Arbeit so konzipieren, dass es für alle dieselben Aufgaben gibt, die SuS sich aber vorne am Pult Hilfekärtchen holen können, was Du dementsprechend vermerkst. So wäre für diese Kinder keine 1 oder 2 mehr möglich.

Denk daran, dass Du den Kindern die Wahl lassen musst, ob sie Hilfe während der Arbeit annehmen oder nicht. Schüler Horst ist z. B. clever, aber total faul und macht lieber die Aufgaben mit Hilfestellung. Horst muss absolut klar sein (und auch den Eltern), dass er dann keine 1 oder 2 mehr bekommen kann, obwohl er doch allealle Aufgaben komplett und richtig gelöst hat, nur halt eben mit Hilfe.

Erkläre mir mal, was genau Du unter einer zeitlichen Differenzierung verstehst. Irgendwie versteh ich es nicht. Sorry!

Drops
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Re: Leistungsüberprüfung differenzieren?

Beitrag von Drops »

kecks hat geschrieben:okay, dann ist dein begriff von 'üben' weiter als meiner ;).
Echt? Ich glaube nicht! : - )

Ladwersch
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Re: Leistungsüberprüfung differenzieren?

Beitrag von Ladwersch »

Drops hat geschrieben:
Ladwersch hat geschrieben:
Erkläre mir mal, was genau Du unter einer zeitlichen Differenzierung verstehst. Irgendwie versteh ich es nicht. Sorry!
Ich schreibe eine Überprüfung, in der die besten Schüler, die Einserkandidaten, in 30 Minuten alle Aufgaben richtig lösen können. Es sind halt viele Aufgaben, sodass ich denke, dass die 2er, 3er, 4er Schüler gar nicht erst alle Aufgaben in Angriff nehmen werden können. (Das ist doch eine zeitliche/quantitative Differenzierung, da die schwächeren/mittelguten SuS Probleme haben werden, alle Aufgaben in Angriff zu nehmen. Wäre genug Zeit, gehe ich davon aus, dass sie alle Aufgaben auch lösen könnten.)

Illi-Noize
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Re: Leistungsüberprüfung differenzieren?

Beitrag von Illi-Noize »

Ist es nicht extrem demotivierend, wenn man eine Arbeit absichtlich so konzipiert, dass gar nicht alle fertig werden? Würde ich "als Eltern" extrem doof finden. "Mein Sohn Justin hat so gut gelernt, aber er hatte keine Chance fertig zu werden und ist jetzt sehr deprimiert."

Drops
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Re: Leistungsüberprüfung differenzieren?

Beitrag von Drops »

@Illi + off-topic noch dazu: Ich finde die gesamte Inklusion zusätzlich zur Auf-Teufel-Komm-Raus-Binnendifferenzierung total demotivierend! Man wird absolut niemandem gerecht; alles wird auf dem Rücken der Kinder ausgetragen, egal ob Förderkind oder "Regelschüler". Doch anscheinend ist das so gewollt.

@Ladwersch: Ich weiß nicht, ob eine solche Binnendifferenzierung durchgeht. Da würde ich doch eine FK-Sitzung abwarten und sehen, welche Konzepte erarbeitet werden. Mit einer wie von Dir beschriebenen Differenzierung kannst Du Dich auch ganz schnell in die Nesseln setzen. Was ist, wenn die Einserkandidaten es auch nicht schaffen?
Auf welche Konzepte habt ihr euch denn im Voraus in der FaKo geeinigt?

frlkassandra
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Re: Leistungsüberprüfung differenzieren?

Beitrag von frlkassandra »

@Drops: Dass ich für Kinder mit Förderstatus auch andere Formen der Leistungsbeurteilung finden/erstellen muss, ist klar. Dann muss es ein Gutachten und einen Förderplan geben.
Dass die FK einen Binnendifferenzierung beschließen kann/muss, die von den Landesvorgaben s. Link, abweicht ... wäre mir neu.

@Kecks: Dass Arbeitsformen geübt sind, heißt für mich nicht, dass die Transferaufgaben der nächsten Leistungsmessung geübt werden. Eine Arbeitsform ist ja kontextgebunden. Transfer heißt für mich Anwendung in neuem (!) Anwendungsbereich. Kontext und Arbeitsform können dabei für sich genommen bekannt sein, nur in der Kombination sollte es neu sein.

Und Drops meinte mit dem Üben von Transferaufgaben wohl auch nur, dass man den Transfer auf neue Kontexte selbstverständlich im Unterricht trainiert, i.d.R. in Anwendungs- und Vertiefungsphasen.

Bayerische S. werden da spätestens beim Training zu den Abschlussprüfungen zu Experten. Man muss halt nur bereit sein, sich den Pool an "Transferaufgaben" + "Musterlösungen" aus Vorjahren etc. reinzuziehen,
Was dann wirklich noch "neu" ist ...?
Wie viele L. das Training zu den Abschlussprüfungen "zielgenauer" durchführen, wäre vermutlich auch eine interessante Frage.

@Ladwersch: Die zeitliche Variante in Verbindung mit lauter Reproduktions- bzw. lauter Wissensabfragen wäre wohl die ungünstigste Variante einer Binnendifferenzierung.

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