Hey Ulysses,
es ist wirklich heftig, angestellter Lehrer zu sein. Ich war es nur für ein Jahr und fand es schwierig.
Auch wenn man mit dem Geld auskommt, so ist es schon ein blödes Gefühl, bei gleicher Arbeit so viel weniger zu bekommen als ein verbeamteter Kollege.
Wir haben auch viele angestellte Kollegen bei uns.
Was die Ärzte anbetrifft: Heutzutage möchte niemand mehr Arzt sein in Deutschland.
Die Praxisärzte gehen den Bach runter, werden mit Regresszahlungen bis in die 90iger Jahre belastet, nur weil sie ihren Job gemacht haben und sich um die Patienten gekümmert haben.
Sie verdienen fast nichts mehr und arbeiten quasi 24 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche, können kaum Urlaub nehmen, machen Zusatzqualifikationen, arbeiten nebenher woanders, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Die Praxis ist für viele nur noch ein Zwangshobby, das schon lange nicht mehr in die schwarzen Zahlen kommt.
Woher ich das weiß? Meine Eltern und viele ihrer Kollegen arbeiten sich den A. ab. Und die sind zum Teil über 60 und eine gute Rente werden sie auch nicht bekommen.
Da ist mir schon peinlich, dass ich manchmal herumjammere, wenn ich ein Wochenende korrigieren muss oder bis spät abends Unterricht vorbereite.
Ich bekomme wenigstens Geld dafür und habe eine finanzielle Absicherung.
Dass angestellte Lehrer das nicht von sich behaupten können, ist absolut klar und ich finde die Zustände fast schon untragbar.
Aber ich finde auch, dass man den Lehrerberuf nicht mit dem Ärzteberuf vergleichen kann.
Meine Geschwister sind beide ausgewandert, in Länder, in denen Ärzte für ihre Arbeit noch etwas verdienen und nicht so ausgebeutet werden.
Aber das ist eine ganz andere Berufsgruppe mit ganz anderen Problemen. Klar gibt es den einen oder anderen Klinikchef oder gar Praxisarzt, dem es noch gut geht, aber das sind nur noch Ausnahmen, und niemand weiß, wie lange es noch so ist.
Ich fand es richtig, dass Ärzte einst zu den Spitzenverdienern gehörten, denn der Ärzteberuf ist knochenhart, ich könnte ihn niemals ausüben!!
Klinikärzte (habe einige davon in meinem Freundeskreis, von denen bereits drei intelligenterweise ausgewandert sind) verdienen netto nicht einmal so viel wie ein verbeamteter Lehrer mit vollem Deputat. Und nicht jeder Arzt ist Ober- oder Chefarzt, die bekommen logischerweise mehr (bei uns Lehrern verdienen Schulleiter ja auch mehr, ist doch normal, die arbeiten ja auch viel mehr und haben sehr viel mehr Verantwortung).
Ich verstehe, wie blöd die Lage der angestellten Lehrer ist, aber es bringt nichts, Vergleiche mit anderen Berufsgruppen anzustellen: The Grass looks always greener on the other side of the fence.
Unsere Probleme bewegen sich innerhalb unseres Berufes. Und es ist wirklich schlimm, dass es solch einen großen Unterschied zwischen angestellten und verbeamteten Lehrern gibt.
Als ich noch Angestellte war, fühlte ich mich oft ausgebeutet und jetzt habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen gegenüber angestellten Kollegen.
Ich glaube, dass Beamte, egal, in welchem Bereich, die einzigen sind, denen es in Deutschland noch einigermaßen gut geht, leider.
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