Guten Abend,
diese Frage richtet sich vor allem an die Deutschlehrer unter euch. Es geht um folgenden Satz:
"Bevor es Autos gab, reisten die Menschen mit Kutschen oder gar zu Fuß."
Der Teil "Bevor es Autos gab" ist doch eine adverbiale Bestimmung der Zeit, liege ich da richtig?
Meine zweite Frage: Welche Wortart ist "es"? Ein Personalpronomen kann es hier doch nicht sein, oder??
Ich hoffe sehr auf eure Hilfe.
Liebe Grüße
julia1984
An die Deutschkollegen: Satzbestimmung!
Re: An die Deutschkollegen: Satzbestimmung!
Adverbiale Bestimmung der Zeit ist richtig.
Mit dem "es" ist es immer schwierig. Das hängt ja syntaktisch in dem Fall mit dem Verb zusammen: "es gab x". Aber nach dem Fachbegriff dafür oder der Wortart darfst du mich jetzt nicht fragen. Das ist irgendwie zu lange her mit der syntaktischen Analyse .
Mit dem "es" ist es immer schwierig. Das hängt ja syntaktisch in dem Fall mit dem Verb zusammen: "es gab x". Aber nach dem Fachbegriff dafür oder der Wortart darfst du mich jetzt nicht fragen. Das ist irgendwie zu lange her mit der syntaktischen Analyse .
Re: An die Deutschkollegen: Satzbestimmung!
ich glaube, ich habe für solche Dinger mal den Begriff "Scheinsubjekt" gehört, also ein Nominativ, der als Nominativ-Ergänzung herhalten muss, wenn es keinen persönlichen Handlungsträger gibt.
sowas kommt auch z.B. bei "es regnet" oder "es friert mich" vor, wo dieses "es" als Nominativergänzung fungiert, weil der verbale Kern an zweiter Stelle im Satz stehen muss und die Syntax sowieso rein formal eine Nominativ-Ergänzung fordert. dass es kein echtes Subjekt ist, sieht man ja auch daran, dass dieses "es" kein Substantiv ersetzt wie es z.B. in "Es schreit" Wer? "Das Kind schreit" der Fall ist ("es regnet" Wer oder was regnet? *das Wetter regnet wäre ja sinnlos).
trotzdem würde ich sagen, dass das "es" von der Wortart her ein Personalpronomen ist, denn rein formal steht es ja für ein logisch nicht mögliches Substantiv. etwas anderes kann es formal ja auch nicht sein, es sei denn, man würde es als eine Art Stützpartikel für das Verb ansehen. dann müsste man allerdings erklären, warum diese Partikel syntaktisch genau die Funktion eines Personalpronomens ausübt und auch so aussieht (wäre also eine ziemlich unnötige umständliche Konzeption)
ob und wie man das Schülern verklickern kann, weiß ich jetzt allerdings nicht.
sowas kommt auch z.B. bei "es regnet" oder "es friert mich" vor, wo dieses "es" als Nominativergänzung fungiert, weil der verbale Kern an zweiter Stelle im Satz stehen muss und die Syntax sowieso rein formal eine Nominativ-Ergänzung fordert. dass es kein echtes Subjekt ist, sieht man ja auch daran, dass dieses "es" kein Substantiv ersetzt wie es z.B. in "Es schreit" Wer? "Das Kind schreit" der Fall ist ("es regnet" Wer oder was regnet? *das Wetter regnet wäre ja sinnlos).
trotzdem würde ich sagen, dass das "es" von der Wortart her ein Personalpronomen ist, denn rein formal steht es ja für ein logisch nicht mögliches Substantiv. etwas anderes kann es formal ja auch nicht sein, es sei denn, man würde es als eine Art Stützpartikel für das Verb ansehen. dann müsste man allerdings erklären, warum diese Partikel syntaktisch genau die Funktion eines Personalpronomens ausübt und auch so aussieht (wäre also eine ziemlich unnötige umständliche Konzeption)
ob und wie man das Schülern verklickern kann, weiß ich jetzt allerdings nicht.
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]
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Re: An die Deutschkollegen: Satzbestimmung!
julia1984 fragte:
Der präzise Fachbegriff lautet Expletiv/Expletivum/Expletives es.
Ich bin kein Deutschlehrer, kann aber sagen dass es sich bei diesem “es” um ein (Null-)Pronomen handelt.Welche Wortart ist "es"? Ein Personalpronomen kann es hier doch nicht sein, oder??
Der präzise Fachbegriff lautet Expletiv/Expletivum/Expletives es.
Vermählt mit meiner Glücksprinzessin seit 08/10. Verliebt seit Geburt.
Große Liebe schon immer.
Mit tausend Minnehulden an meine Liebste möcht' ich mein Herz verschulden.
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Re: An die Deutschkollegen: Satzbestimmung!
Ich würde es den Schülern zunächst vornehmlich als Personalpronomen verkaufen, da es das nunmal in den meisten Fällen auch ist.
In diesem speziellen Fall stimme ich mit Ulysses überein, dass es ein "Scheinsubjekt" ist, also ein Platzhalter. Für mich wäre es wichtig, dass die Schüler eben dies erkennen:
- vornehmlich Personalpronomen
- in diesem Satz Subjekt, jedoch mit dem Zusatz "Schein".
Es kommt aber auch drauf an, in welcher Klasse zu den Satz auseinander nimmst. Dann kann man nämlich noch Prinz Mattons Nullpronomen hinzufügen.
In diesem speziellen Fall stimme ich mit Ulysses überein, dass es ein "Scheinsubjekt" ist, also ein Platzhalter. Für mich wäre es wichtig, dass die Schüler eben dies erkennen:
- vornehmlich Personalpronomen
- in diesem Satz Subjekt, jedoch mit dem Zusatz "Schein".
Es kommt aber auch drauf an, in welcher Klasse zu den Satz auseinander nimmst. Dann kann man nämlich noch Prinz Mattons Nullpronomen hinzufügen.
Re: An die Deutschkollegen: Satzbestimmung!
von sowas habe ich zwar noch nicht gehört, aber es passt wunderbar zu dem, was ich auch schon vermutet habe. Das "es" füllt hier eine Leerstelle (lat. explere = ausfüllen, anfüllen), weil es kein Subjekt gibt.Prinz Matton hat geschrieben:Ich bin kein Deutschlehrer, kann aber sagen dass es sich bei diesem “es” um ein (Null-)Pronomen handelt.
Der präzise Fachbegriff lautet Expletiv/Expletivum/Expletives es.
und weil es kein Subjekt gibt, kann es auch nicht (wie ein normales Pronomen) für irgendwas stehen, ist also ein Null-Pronomen.
und ich glaube, Null-Pronomen kann man den Schülern schon erklären, wenn man entsprechende Beispiele bringt, wofür es eigentlich stehen müsste (wenn es das gäbe). ich erkläre meinen Kiddies in der 6. auch, was eine Null-Endung ist, und die verstehen das. müsste also mit dem "es" vergleichbar möglich sein.
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Re: An die Deutschkollegen: Satzbestimmung!
Das ist ein adverbialer Gliedsatz. Von "adverbialer Bestimmung" spricht man soweit ich weiß nur, wenn das Adverbial nicht die Form eines Nebensatzes (also mit finitem Verb) hat.julia1984 hat geschrieben:Der Teil "Bevor es Autos gab" ist doch eine adverbiale Bestimmung der Zeit, liege ich da richtig?
Laut Duden ist das "es" in deinem Fall ein "Personalpronomen in unpersönlichem Gebrauch". Das fände ich auch die beste Erklärung für die Schüler. Gerade die jüngeren haben doch eh schon Probleme, den Überblick über die ganzen grammatikalischen Kategorien zu behalten; ich würde sie da nicht noch zusätzlich durch die Einführung eines "Nullpronomens" verwirren wollen.