lehrer. warum lasst ihr euch so verheizen?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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keinlehrer
Beiträge: 7
Registriert: 09.09.2007, 14:51:40

lehrer. warum lasst ihr euch so verheizen?

Beitrag von keinlehrer »

Hallo,

ich selbst bin kein Lehrer, da ich keine Motivation besitze die Jugend von heute auszubilden.
Es reicht mir voll und ganz, wenn ich bei Einstellungsgesprächen die Anspruchshaltung von mittelmäßigen Schulabgängern erlebe. Kann es sein, dass die schulischen Anforderungen langsam an das Publikum angepasst werden? :wink:
Deshalb hattet ihr bisher meinen vollen Respekt. Es muss eine Extremanstrengung sein, gameboy und gameshow verblödeten Jugendlichen etwas beizubringen. Dafür habt ihr immer noch meinen Respekt.
Aber warum lasst ihr euch denn alles bieten? Ich habe mich durch beide Lehrerforen geklickt, die ich durch eine gute Freundin gefunden habe, die selbst Lehrerin ist und bin entsetzt darüber, dass ihr euch alle von der Bildungspolitik verheizen lasst. Übervolle Klasse, Uplus, keinerlei positives Feedback und unbezahlte Überstunden. Stimmt es eigentlich, dass bei euch die Klassenfahrten nicht bezahlt werden und ihr selbst Geld auf den Tisch legt? :shock:
Ein gewisser Idealismus ist schön und gut, aber rechnet mal eure Arbeitszeit auf euer Gehalt um. In meiner Firma werden Überstunden bezahlt und ich gehe auf kein Meeting, das _nicht_ in meiner regulärer Arbeitszeit stattfindet. Warum sollte ich auch? Ich bin gut ausgebildet und weiß, was ich kann.
Bei euch habe ich oft den Eindruck, dass ihr über jeden Krümel froh seid. Lehrer sind doch Mangelware, oder? Ihr erweckt aber eher den Eindruck, als ob ihr davon nichts wüsstet.
Es gibt doch wirklich keine Berufsgruppe, die so wenig Selbstbewusstsein hat.
Wenn ich mir hier die Foren durchlese, dann kann ich es nicht glauben, wie gutmütig die meisten von euch sind.
Was kann euch denn passieren? Nichts, da verbeamtet.
Selbst wenn nicht verbeamtet. So ungefragt seid ihr auch außerhalb des Schulkosmos nicht.
Aber ihr hackt lieber aufeinander rum und lasst euch jeden Blödsinn bieten.
Das musste mal raus, weil mein Sohn heuer aufs Gymnasium kommt und ich hoffe, dass er dort nicht nur lahme Jasager trifft. :wink:

Lysander

Beitrag von Lysander »

Hallo Keinlehrer!

Was die Verbeamtung angeht, so befinden wir uns damit in einem Dienstverhältnis "alter Schule". In anderen Worten: Es gibt einen Dienstherrn, der uns sagt, was wir zu tun und zu lassen haben.
Natürlich sagt dazu nicht jeder ja und amen, jedoch sind die Möglichkeiten des legalen Widerstands eher gering - insbesondere dann, wenn das Kultusministerium die Weisheit von Gottes Gnaden für sich beansprucht.

Eine Sache ist jedoch wichtig: Diese Lehrerforen spiegeln keinesfalls die vollständige Wahrheit wider, da man die Aussagen, die hier getroffen werden, nicht auf ihre Ernsthaftigkeit überprüfen kann.
Wenn Du genau hinsiehst, dann wirst Du eine Menge engagierter Lehrer finden, die sicherlich nicht mit allem einverstanden sind und die im Rahmen der Möglichkeiten sich durchaus gestalterische Freiräume zugunsten der Schüler und auch der eigenen Psychohygiene nehmen.

Ich stelle immer wieder fest, dass es neben einer Portion Idealismus (andere nennen es Dummheit) auch eine Portion "Beklopptheit" benötigt, um diesen Beruf auszuüben.
Wenn man die äußeren Bedingungen, sofern sie nicht wirklich unter aller Kanone sind, nicht zu ernst nimmt, dann kommt man als Lehrer eigentlich ganz gut durchs Leben.

Stressphasen, Arschlöcher, Mobber, unfähige Chefs, unbezahlte Überstunden, schlechte Arbeitsatmosphäre gibt es überall. Da ist die Schule anteilig dabei und somit keine Ausnahme.

Ich denke aber, man muss Teil des "Kollektivs" gewesen sein, um wirklich hinter die Kulissen gucken zu können. Dann stellen sich zumindest für mich die Dinge nicht mehr so schlimm dar.

Gruß
Lysander

Herbie
Beiträge: 432
Registriert: 10.07.2005, 11:48:05
Wohnort: B.-W. Gymnasium

Beitrag von Herbie »

Hollari, hollara! Da hat uns ja mal wieder ein „neues Forenmitglied“ mit seinem „ersten“ Beitrag ein pikantes Thema aufgetischt, das uns provozieren und aus der Reserve locken möchte. Getreu dem Motto:

     „Wirst sehen, dieses Thema hat innerhalb von zwei Tagen
     mindestens 80 Antwortbeiträge und wird währenddessen mindestens 400mal gelesen.“

Ein Schelm, wer Albernes dabei denkt ... ;)
Gruß von [color=#008000][b][i]Herbie[/i][/b][/color]

keinlehrer
Beiträge: 7
Registriert: 09.09.2007, 14:51:40

Beitrag von keinlehrer »

@Herbie
Nein. Die Beantwortung dieser Frage hätte mich wirklich interessiert. Schade, dass du viele Klischees mit deinem Beitrag bestätigst.
@phil
Danke für deinen konstruktiven Beitrag, den ich gerne morgen näher kommentiere.

Und nein, ich bin kein Schelm, sondern ernsthaft daran interessiert, warum sich gut ausgebildete Akademiker, die noch dazu gesucht sind, so behandeln lassen.

Eine schöne Nacht.

Malina
Beiträge: 3870
Registriert: 28.08.2006, 20:04:25
Wohnort: Nds

Beitrag von Malina »

@Herbie: Sehe ich sehr ähnlich. Freu mich schon auf die kommenden 100+ Seiten, die wir unter ähnlichen Threadtiteln schon ... sagen wir mal... "des Öfteren" hatten.

Nichts gegen die Ideen und Vorstellungen von "keinlehrer", aber provokanter ging's ja kaum ;).

Viel Spaß dann

:lol:

Ulysses
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Registriert: 30.09.2006, 20:13:09
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Beitrag von Ulysses »

@Herbie und Malina: eure Reaktion verstehe ich nicht.

ich kann in den Fragen von keinlehrer keine Provokation und auch nichts Albernes erkennen. das sind Fragen eines Außenstehenden, wie sie so und ähnlich auch den Angehörigen anderer Berufsgruppen gestellt werden können.

was soll daran so verkehrt sein? wenn es provokanter kaum geht, wie soll ich mir dann etwas Nicht-Provokantes vorstellen? oder bin ich heute einfach zu naiv?

@keinlehrer: ich hab jetzt leider keine Zeit, werde aber bei Gelegenheit ausführlich auf deine Fragen eingehen.
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
[i]... causas viresque perquirere rerum ...[/i]

Freidenker
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Registriert: 07.11.2006, 20:13:34
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Beitrag von Freidenker »

Guten Morgen !
Ich schließe mich der Meinung von "Ullysses" an.

Ich finde es gut, wenn Außenstehende beschreiben, wie sie uns sehen. Ich denke, dass die meisten Mitglieder hier zu betriebsblind geworden und nicht mehr in der Lage sind, objektiv über ihren Beruf nachzudenken.

Dass sich mittlerweile die ganze Nation über uns Lehrer lustig macht, wissen wir. Ich möchte aber noch mehr erfahren, wie Außenstehende über uns denken und den Beruf des Lehrers einschätzen.

Seid bitte nicht so boshaft, diesen netten Gast zu vergraulen, der für unser Forum eine Bereicherung darstellen kann. Auf Neuzugänge wie dem selbsternannten (?) "Fachleitungskompetenz" kann ich getrost verzichten.
:twisted:
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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