Burnout im Referendariat

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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donaldinho
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Re: Burnout im Referendariat

Beitrag von donaldinho »

hmmm... läuft das referendariat denn von bundesland zu bundesland so unterschiedlich ab? 4 stunden zusätzlich hospitieren, konferenzen, veranstaltungen, schulfeiern, elternabende, schulrecht...

und das seminar ist jeweils einmal die woche ganztags, zentral in DD das heisst natürlich auch noch 2h hin und genauso lange zurück fahren (was aber iO ist, man kann ja in der zeit vorbereiten).

und aktuell unterrichte ich sechs verschiedene berufsgruppen im bereich gesundheit & pflege und pharmazie, sowie in kaufmännischen berufen. da muss ich mich thematisch selber in so viel reinarbeiten, arbeitsmaterialien erstellen usw. usf. weil einfach ein großteil der lernfeldinhalte gar nicht im studium behandelt wurden.

finde 2,5 h von der selbstaneignung der thematik über die gestaltung von lehrtexten und arbeitsblättern bis hin zum entwurf eines ausführlichen konzeptes mit ausformulierten fragestellungen, erwartungsbildern und dem zurechtschnippeln von arbeitsmaterialien (alo 5-6 seitigen arbeitsmappen pro unterrichtsstunde) ehrlich gesagt schon wahnsinnig effizient :roll:

Illi-Noize
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Re: Burnout im Referendariat

Beitrag von Illi-Noize »

Muss es denn immer in jeder Stunde etwas "besonderes" sein?

Jméno
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Re: Burnout im Referendariat

Beitrag von Jméno »

Eine meine Referendariatsschulen war ein Oberstufengymnasium; also eine Schule, die nur von Klasse 11 bis 13 ging. Und da die Jahrgänge 12/13 aufs Abi vorbereitet haben, war der gesamte Jahrgang 11 von Referendaren durchsetzt. Irgendwann hat mich mal ein Lateinkurs, zu dem ich ein tolles Verhältnis hatte, beiseite genommen und gemeint, es sei durchaus nervig, so viele Referendare zu haben. Das habe überhaupt nichts mit neu, mit unsicher, mit irgendwas dieser Art zu tun, sondern mit der Tatsache, dass die meisten Referendare glaubten, sie müssten jeden einzelnen Schüler jede einzelne Minute auf Trab halten. Es sei, entgegneten mir diese Elfer, vollkommen okay, ihnen mal einen längeren Text zu geben, einen deutlichen Arbeitsauftrag dazu und sie dann einfach mal machen zu lassen. Und in der Tat, das bedeutete auch für mich eine massive Stress-Reduktion. 2,5 Stunden habe ich seither auf keine Unterrichtsstunde mehr verwendet (von Prüfungsstunden mal abgesehen).

Und mehr noch: bei vier Stunden Hospitation bleiben acht Stunden pro Woche für Elterngespräche, Konferenzen und Schulfeiern? Wo um alles in der Welt bist Du?
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

Maike80
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Re: Burnout im Referendariat

Beitrag von Maike80 »

Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, aber zum Eingangspost von Franny Lu möchte ich sagen:
Wenn ich das Ref. zwar auch nicht als soo schlimm wie du erlebe, kann ich mich doch in vielem wiederfinden, leider.
Das Schlimme ist nicht die Arbeitsbelastung, sondern dass es scheinbar niemand anerkennt, dass man sich Tag für Tag den Arsch aufreist - auf gut deutsch gesagt.
Wenn man sich hingegen mal einen Fehler erlaubt, wird das durchs ganze Lehrerzimmer rauf und runtergetratscht. ich war einmal nicht zu einem Elternabend nicht erschienen (wohlgemerkt war ich krank und hatte mich abgemeldet), und sofort hat sich ein Lehrer über mich beim Schulleiter beschwert. Ich finde es teilweise total schockierend, wie gerade ältere Lehrkräfte mit Referendaren umgehen. Es sind keinesfalls alle Lehrer, aber doch oft die, die das KLima im Lehrerzimmer bestimmen.
Es geht sicher nicht allen Referendaren so, aber doch sehr sehr vielen. Und das finde ich schon bedenklich. Dass also in irgendeiner Art und Weise das System der jetzigen Ausbildung daran Schuld ist, finde ich total naheliegend. Dass das Referendariat eine Art Stresstest sein soll, finde ich totaler Quatsch und habe ich auch noch nie von offizieller Seite gehört. Im Gegenteil - sollte man nicht eher stark gemacht werden für den Lehrerberuf?

MarcelW
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Re: Burnout im Referendariat

Beitrag von MarcelW »

Maike80 hat geschrieben:Dass das Referendariat eine Art Stresstest sein soll, finde ich totaler Quatsch und habe ich auch noch nie von offizieller Seite gehört. Im Gegenteil - sollte man nicht eher stark gemacht werden für den Lehrerberuf?
ALLE FreundInnen, Bekannte, KollegInnen aus meinem Umfeld, die nach dem Referendariat unmittelbar oder zeitnah eine Festanstellung durch schulscharfe Ausschreibungen bekommen haben und deren Schulgutachten ich gesehen habe, hatten wörtlich "Er/sie hat sich als belastbar erwiesen" ins Schulgutachten geschrieben bekommen. Alle, die diesen Satz nicht im Schulgutachten haben, suchen noch. Unabhängig davon, was sonst so drin stand. Ausgenommen ist der Durchgang, der jetzt zum Februar fertig wurde. Da sind leider auch noch viele mit diesem Satz ohne Stelle. Aber weiter auch alle mir bekannten Menschen ohne diesen Satz. Das mag natürlich Zufall sein.

GHR-NRW

Re: Burnout im Referendariat

Beitrag von GHR-NRW »

Ich habe nicht alles gelesen und bin noch nicht im Ref, aber uns wurde in der Uni beigebracht, dass es für die SuS durchaus wichtig ist, dass sie nicht permanent mit aktiven Aufgaben beschäftigt werden sollen, sondern dass es für den Lernprozess auch wichtig ist, mal nur Zuhörer zu sein. Mir in den Uni-Seminaren geht es auch so, dass es irgendwann der Konzentration schadet, wenn man 90min ununterbrochen Stationenlernen, Gruppenarbeit, Gruppenpuzzle oder so was macht.
Und man wird doch nicht permanent von Lehrern begleitet, oder? Kann man in diesen Stunden, wo man mit den SuS alleine ist nicht etwas einfaches mit den SuS machen und auch mal improvisieren?

Zu der Ausbildung an sich: Keine Ahnung wer schon mal zuvor eine Ausbildung gemacht hat, aber das geht in anderen Berufen, die man erlernt, nicht unbedingt anders ab...Auch in meiner Ausbildung wurde scharf geschossen, vor allem von Seiten der Kolleginnen und da wurde man auch permanent beobachtet und bei jedem Fehler auf einem rumgehackt. Macht man etwas gut, dann wird das nicht betont. Oft habe ich auch zu Hause gelernt, da die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzt war und das Niveau an meiner Berufsschule hoch war. Auch für die Praxisphasen musste man zu den 40 Stunden Arbeitszeit noch Überstunden machen, um Engagement zu zeigen und auch abends, am WE oder im Urlaub lernen und alles kennenlernen. Oft habe ich nach einer nicht so tollen Beurteilung total geheult, aber wenn ich es rückblickend betrachte, hätte ich vieles anders gemacht und anders angenommen.
Ich kenne auch viele aus meinem Umfeld, die die Zeit direkt nach dem Ref mit einer vollen Stelle viel stressiger fanden?!

Ich kann es noch nicht beurteilen, aber ich glaube, wenn die meisten die Einstellung etwas verändern und die Ausbildung für sich sehen und es als Ausbildungsverhältnis sehen, dass es dann auch leichter ist nicht alles so persönlich zu sehen.
Nicht ausgeschlossen, dass auch ich oft heulen werde :mrgreen:

Lenka
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Re: Burnout im Referendariat

Beitrag von Lenka »

Maike80 hat geschrieben:Dass das Referendariat eine Art Stresstest sein soll, finde ich totaler Quatsch und habe ich auch noch nie von offizieller Seite gehört. Im Gegenteil - sollte man nicht eher stark gemacht werden für den Lehrerberuf?
Was heißt von "offizieller Seite"? Uns wurde im Hauptseminar direkt in der 1. Sitzung gesagt, das Ref sei ein institutionalisierter Stresstest..

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