Sonder- statt Grund- und Hauptschule???

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Dussselchen
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Sonder- statt Grund- und Hauptschule???

Beitrag von Dussselchen »

Hi zusammen!

Ich habe mich jetzt eine ganze Weile hier im Forum "herumgetrieben", aber mein 100%iges Pendant habe ich noch nicht entdeckt.
Zu meiner Situation: Ich habe das Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen (Schwerpunkt GS mit Mathematik und Sport) (fast) direkt nach dem ABI begonnen, nach 8 Semestern (Sommer 2004) mein 1. Staatsexamen mit einem mieserablen Durchschnitt von 3,4 bestanden. Zwischen 1.SE und Ref hab' ich in der Schülerhilfe (erfolgreich) gejobbt. - Teilweise haben sich die Schüler um eine ganze Note verbessert! *freu*
Ich startete mein Ref im Feb. 2005 und bekam im Mai die tolle Nachricht, ich müsse verlängern. Gesagt, getan - Ich sah' es als Chance.
In Mathe - sprich im Klassenzimmer - hat sich einiges zum Positiven gewandelt bei mir. Ich komme prima mit den Schülern zurecht, sie hören auf mich, sie mögen mich... nur fachlich muss ich noch ein bisschen mehr Gas geben, wäre aber kein Problem - sagen der LB, die Mentorin und der Direx bei meinem U-Besuch.
Letzten Di. hatte ich diesen dann auch in Sport... und der rief bei meinem Direktor den Satz: "Frau ..., machen Sie sich mal Gedanken über Allternativen." hervor. *schock* Aber irgend wie war ich gar nicht mal so geschockt... Ich freute mich fast darüber! Denn so hatte ich endlich einen Grund, mein Referendariat mit den ständigen "Bauchschmerzen" im Sport-Unterricht zu beenden.

Es liegt an folgendem: Ich komme wohl mit kleineren Gruppen besser zurecht als mit großen Klassen. Momentan sind meine 11 Mädels in Sport (5.+6. Klasse gemeinsam) Zucker. Aber ich fühle mich trotzdem unwohl in der großen, großen Sporthalle mit so vielen Sicherheits- und Risikofaktoren... Mir wäre es lieber, eine kleine Gruppe zu betreuen und zu unterrichten.
Soweit ich weiß, gibt es diese Möglichkeit im sonderpädagogischen Bereich - Körperbehindertenschulen etc. - zu dem ich nun gerne wechseln würde...

Frage: Kann ich da mit meinem 1. Staatsexamen etwas anfangen? Muss ich noch mal studieren? Wohin kann ich mich wenden? Kündige ich sofort oder warte ich auf das "Nicht-in-den-eigenverantwortlichen-Unterricht-kommen"? ... Das wären so meine wichtigstens Fragen...

Ich hoffe, jemand von Euch kann mir helfen! - Wäre mir echt wichtig, da mein Rektor mir eine Frist zur Kündigung (wenn ich das wollte) bis kommenden Donnerstag (24. Nov. 2005) gegeben hat!!!

Euch noch viel Erfolg!
Steff

Antonia

Beitrag von Antonia »

In Bayern müsstest du "nur" ein Erweiterungssstudium absolvieren, so dass du nach ein bis zwei Jahren Prüfung machen könntest. Dieses Studium wäre bedingt sogar berufsbegleitend möglich.

Aber...

Sonderschule ist kein Zuckerschlecken! Du hast es mit Kindern aus schwierigen familiären Verhältnissen zu tun, mit Kindern, die von den Eltern wegen der Behinderung nicht akzeptiert werden, mit einer hohen Ausländerquote, mit einem sehr inhomogenen Leistungsstand. Die Sonderschule ist das "Sammelbecken" für Kinder, die an "normalen Schulen" nicht untergerbacht werden können. Nicht umsonst sind Sonderschullehrer besoldungsmäßig Gymnasiallehrern gleichgestellt.

An Körperbehinderten-Schulen sind die Kinder häufig zusätzlich geistigbehindert.

Wenn ich du wäre, würde ich dort, wo du jetzt bist, bleiben. Es sind "nur" zwei Jahre. Und dann könntest du über eine private Schule oder eine Waldorfschule nachdenken, wo die Schülerzahl auch kleiner ist. So wie du deine Situation beschreibst, geht es dir doch recht gut und kann es dir nicht besser gehen, denn du wirst an jeder Schule mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen haben.

Auch an Sonderschulen hast du Sport, du kannst dir je nach Schule die Fächer, die du unterrichtest, nicht selbst ausuchen.

Und gerade an Sonderschulen ist der Risiko- und Sicherheitsfaktor sehr hoch, weil die Kinder behindert und zum Teil auch verhaltensauffällig sind.

Du bist viel zu kurze Zeit im Referendariat, um jetzt schon über einen Wechsel nachzudenken. Wenn du doch wechselst, musst du dich erst umstellen. Aber wechseln kannst du auch nach dem Referendariat!

Antonia

Dussselchen
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Beitrag von Dussselchen »

Wow, das ging ja schnell! :-)

Ich bin immer noch im Netz und suche... Das mit dem Aufbaustudium habe ich mittlerweile auch entdeckt. (in meinem Fall kämen Heidelberg und Ludwigsburg in Frage -> Ba-Wü) - Wer suchet, der findet!!!

Also folgendes... Wenn ich jetzt nicht kündige, tut das mein Direktor spätestens im Januar!!! Denn ein Weiterkommen in den Eigenverantwortlichen kann ich mir abschminken!!! Da sieht keiner von uns 'ne Chance, weder Rektor, noch Mentorin noch ich! - Und da ich mein 1. Staatsexamen nicht umsonst gemacht haben will und ja eigentlich die Arbeit mit / das Unterrichten von Kindern mir schon liegt, war eben die Überlegung, ob sich dann nicht ein Lehramt für Sonderschulen anbieten würde.
Es ist mir klar, dass das ein z.T. noch härterer Job werden kann, aber es kommt auch darauf an, was ich mit dem Studium machen will, oder? Ich hatte da an eine Schule für Körper- oder Geistigbehinderte gedacht (ca. 6-9 Schüler pro Klasse mit 2 Lehrern) und nicht unbedingt an eine "normale Sonderschule"...

Ich werde mir das alles jedenfalls sehr gründlich durch den Kopf gehen lassen. Aber Fakt ist, dass ich mein Ref. aufhören werde! - Egal, was ich danach mache!

Danke dir für deine (schnelle und) ausführliche Antwort!

Steff

Antonia

Beitrag von Antonia »

Ich finde es unmöglich, dass der Direktor sich jetzt schon zu einem feststehenden Urteil über dich hinreißen lässt. GB- und KB-Schulen SIND "normale Sonderschulen". ;) Was stellst du dir denn unter einer "normalen Sonderschule" vor?

Und das mit den 6 bis 9 Schülern stimmt nur begrenzt, es kann sein, dass du 12 Kinder in der Klasse hast. Es kann auch sein, dass du allein in der Klasse bist, also keine 2 Lehrer. Außerdem ist es auch nicht immer so angenehm, wenn ein 2. Lehrer im Unterricht anbeisitzt.

Ich verstehe nicht, dass man dir keine Chance für den EVU (eigenv. Unt.) geben will?! Bist du so schlecht?! Was sagt der Direktor konkret? Kannst du nicht mit ihm reden?

Wenn du dir so sicher bist, dass er dir kündigen wird, dann wechsle. Das kann vielleicht auch in eine andere Grund- und Hauptschule sein? Ich will dich nicht von der Sonderschule abhalten, aber der Unterricht an einer solchen Schule ist ganz anders als an der Grund- und Hauptschule. Es kann dir passieren, dass du 3 verschiedene Arbeitsblätter für eine Klassenstufe machen musst, weil die Leistungen der Schüler so unterschiedlich sind.

Antonia

Dussselchen
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Beitrag von Dussselchen »

Ganz schön viele Fragen... :wink:
Ich werd' mal versuchen, meine Situation etwas genauer darzustellen:
Also zuerst mal bin ich mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher was die Sache mit der Sonderschule betrifft. Zu deiner Frage, was ich unter einer "normalen Sonderschule" verstehe: Ich hatte da an Sonderschulen gedacht, auf die eben Schüler versetzt werden, die der Grund- und/oder Hauptschule nicht gerecht werden. D.h. große Klassen mit verhaltensauffälligen Schülern. Aber vielleicht habe ich mich darin ja getäuscht!? Ob ich wirklich in diesen arg sozialen Bereich - Geistig-, Körper-, Gehörlosen-, Sehbehinderten-Schulen - einsteigen will. Es war nur eine Idee, damit mein Studium nicht umsonst war.

Die Sache mit meinem Rektor ist die: Bis zu den Weihnachtsferien muss sowieso feststehen, ob ich in den EVU komme oder nicht. Also ob er sich jetzt oder erst in ein paar wenigen Wochen ein Urteil erlaubt, spielt keine große Rolle mehr. Im Gegenteil, so weiß ich jetzt wenigstens schon, woran ich bin!
Es geht vor allem um den Sportunterricht. (wie schon geschrieben läuft der Unterricht im Klassenzimmer - Mathematik - ja ganz ok) In meinem letzten U-Besuch haben die Schülerinnen von 45min gerade mal 10min (!!!) Sport gemacht (also sich bewegt). Der Rest waren Erklärung und Diskussionen über die Stationen, die sie aufgebaut hatten. Zudem war das Niveau für die Altersgruppe zu niedrig. Ich versumpfe fast immer in Sportstunden in einem Sitzkreis, in dem ich mit den Schülerinnen über Techniken, Stationen oder ähnliches spreche - sozusagen eine "gemütliche Runde". Das bereitet mit selber auch Bauchschmerzen. Gründe dafür liegen wohl 1. in meiner Gesprächsführung und 2. in meinem nicht-vorhandenen-Wissen über fachlichen Inhalt (, was an der PH irgend wie an mir vorbei gegangen sein muss).

Und damit komm' ich dann auch zu deinem Satz bezüglich Schulwechsel. Ich glaube einfach nicht daran, dass sich das bei mir ändern wird. Es sind einfach zu große Defizite, die ich aufzuholen hätte - und das in so kurzer Zeit! Ich habe - gerade nach dem Satz vom Direx - den Mut verloren, wirklich zu kämpfen.
Er schlägt mir ebenfalls vor etwas in Richtung "kleinere Gruppen" zu machen. - Ich gehe einfach zu arg auf einzelne Kinder ein, was mich im Unterricht immer zu viel Zeit kostet!

Ich hoffe, ich konnte dir mein Problem damit etwas genauer darstellen... :?:

Gruß, Steff

Grazia

Beitrag von Grazia »

Hallo,

wenn es aber in Mathe doch gut läuft und dein Problem in Sport so konkret fassbar und damit eng umgrenzt ist, dann muss dir doch dein Ausbilder oder Mentor helfen können, das zu ändern, oder?

Für mich klingt das mehr nach methodisch-didaktischen Problemen, die durch wachsende Erfahrung und ggf. durch einige organisatorisch-strukturelle Änderungen behoben werden können.

Ich würde mit dem Seminar sprechen und da um Hilfe bitten. Ein Schulwechsel würde bestimmt etwas bringen. Ich rate dir von der Sonderschule aber eher ab bzw. rate dir dazu, zuerst mal ein Praktikum dort zu absolvieren, bevor du dort einsteigst.

Alles Gute,
Grazia

Antonia

Beitrag von Antonia »

Dussselchen hat geschrieben:Zu deiner Frage, was ich unter einer "normalen Sonderschule" verstehe: Ich hatte da an Sonderschulen gedacht, auf die eben Schüler versetzt werden, die der Grund- und/oder Hauptschule nicht gerecht werden.
Solche Sonderschulen gibt es nicht, höchstens private Schulen.

Schulen mit verhaltensauffälligen Schülern gibt es allerdings, und diese Sonderschulart gilt als die schlimmste. Angenehmer sind Gehörlosenschulen (aber da musst du gebärden können), Schwerhörigenschulen und Sprachheilschulen. KB- und GB-Schulen würde ich gegenüber V- und Lernbehindertenschulen bevorzugen. Vielleicht gibt es auch Blindenschulen.

Und was Sport betrifft, wenn das nur der Direx kritisiert, aber die anderen (Mentor usw.) Verbesserungschancen sehen, dann würde ich mit dem Direx reden oder einen Vermittler einschalten. An einer anderen Schule kannst du auch mit dem Direx Probleme bekommen.

Natürlich kannst du in die Sonderschule wechseln, aber du darfst das nicht zu idealistisch sehen.

An einer Sonderschule sind die Klassen kleiner, so dass du besonders gezwungen bist, ALLE zu berücksichtigen, und die Kinder sind schwieriger als an klassichen Grund- und Hauptschulen, so dass du auch ganz schön gefordert bist. Du kannst natürlich Glück haben und eine gute Klasse erwischen.

Antonia

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