Alternativen zum Lehrerberuf?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Grazia

Beitrag von Grazia »

Hallo,

ich hole den Thread aus aktuellem Anlass mal wieder nach oben:

In meinem Fall hat sich die Situation (schwere Disziplinkonflikte seitens der SuS, die ich leider nicht in den Griff bekommen habe) mittlerweile soweit verschärft, dass mir seitens der Schulleitung nahegelegt wurde, die Regelschule zu verlassen und mich z.B. im Bereich Nachhilfe, Erwachsenenbildung, VHS usw. zu betätigen.

Im Prinzip strebe ich diesen Bereich auch an und überlege, mich ggf. mit einer eigenen kleinen Nachhilfeschule selbstständig zu machen (und nebenher z.B. VHS-Kurse zu geben bzw. in der Erwachsenenbildung zu arbeiten).

Da ja einige hier auch nach Alternativen zum "normalen" Lehrerberuf gesucht haben, würde mich interessieren, ob jemand von euch etwas in dieser Art bereits erfolgreich auf die Beine gestellt hat bzw. sich auch mit dem Gedanken trägt, einen ähnlichen Weg zu gehen.

Ich stecke momentan noch in der Planungsphase und würde mich über alle Tipps und Hinweise und ganz besonders über Kontakte zu anderen (zukünftigen) Nachhilfelehrern oder Dozenten freuen.

Liebe Grüße,
Grazia

refex
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Registriert: 31.05.2005, 11:56:33

Beitrag von refex »

Grazia hat geschrieben:
In meinem Fall hat sich die Situation (schwere Disziplinkonflikte seitens der SuS, die ich leider nicht in den Griff bekommen habe) mittlerweile soweit verschärft, dass mir seitens der Schulleitung nahegelegt wurde, die Regelschule zu verlassen und mich z.B. im Bereich Nachhilfe, Erwachsenenbildung, VHS usw. zu betätigen.
Du hast es - zum Glück - deutlich gesagt bekommen. Bei mir hatte es der Schulleiter eher indirekt formuliert und ich war zu töricht um zu begreifen was Sache ist: ICH BIN UNGEEIGNET !

Glückwunsch zum "Coming Out".

Wie weiter:
VHS: Da bekommt man in der Regel Geld auf Honorarbasis.
Auch in Nachilfe- und Erwachsenenbildungseinrichtungen sind die sozialversicherungspflichtigen Stellen heute rar.

Du könntest also selbst aktiv werden und etwas anbieten. Dazu musst Du Dich für eine Rechtsform entscheiden, mit Formalkram herumschlagen und unternehmerisches Risiko tragen.
Das Minimum bis sich so etwas zumindest verlustfrei trägt sind 2 Jahre. Bis dahin brauchst Du finanziellen und ideellen Rückhalt, eventuell einen Paralleljob.

Viele liebe Grüße,
refex
Immer unter Strom ist zu stehen hält die stärkste Birne nicht aus.[url]http://www.proll-is-out.de[/url]

Bär
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Registriert: 17.11.2005, 18:14:51

Beitrag von Bär »

Grazia hat geschrieben:Hallo,

ich hole den Thread aus aktuellem Anlass mal wieder nach oben:

In meinem Fall hat sich die Situation (schwere Disziplinkonflikte seitens der SuS, die ich leider nicht in den Griff bekommen habe) mittlerweile soweit verschärft, dass mir seitens der Schulleitung nahegelegt wurde, die Regelschule zu verlassen und mich z.B. im Bereich Nachhilfe, Erwachsenenbildung, VHS usw. zu betätigen.

Im Prinzip strebe ich diesen Bereich auch an und überlege, mich ggf. mit einer eigenen kleinen Nachhilfeschule selbstständig zu machen (und nebenher z.B. VHS-Kurse zu geben bzw. in der Erwachsenenbildung zu arbeiten).

Da ja einige hier auch nach Alternativen zum "normalen" Lehrerberuf gesucht haben, würde mich interessieren, ob jemand von euch etwas in dieser Art bereits erfolgreich auf die Beine gestellt hat bzw. sich auch mit dem Gedanken trägt, einen ähnlichen Weg zu gehen.

Ich stecke momentan noch in der Planungsphase und würde mich über alle Tipps und Hinweise und ganz besonders über Kontakte zu anderen (zukünftigen) Nachhilfelehrern oder Dozenten freuen.

Liebe Grüße,
Grazia
Viel Glück!

Zu der Firmengründung : Was man auch macht, die Fragen, die man sich stellen muss, sind immer die gleichen. Schau mal bei der Handelskammer vorbei und erkläre denen was Du vor hast, die geben einem Starthilfe und konfrontieren einen mit den wichtigen Fragen. So ganz allgemein :

Habe ich die materiellen Voraussetzungen, also wovon lebe ich bis meine Aktivität Geld bringt? (Lebensparter, Ersparnisse, Nebenjob?)

Welche Fähigkeiten für die Aktivität bringe ich mit?

Wer sind meine Kunden (und wie werde ich auf sie zugehen)?

Wer sind meine Konkurrenten (und wie teuer sind die und was bieten sie an)?

Wieviel werde ich ab wann verdienen (das weiss man natürlich nicht vorher, aber man muss einfach erstmal ins blaue rechnen)?

Wieviele Ausgaben werde ich habe?

Und ganz wichtig (IMO) : MIT WEM KANN ICH MICH ZUSAMMENSCHLIESSEN? Teamwork ist unheimlich wichtig und bereichernd, also umschauen wer sowas macht, bzw wer mitmachen will usw. Im Studium und in der Schule wird man immer mehr auf alleingang getrimmt (nach meinen Erfahrungen), in diesem Bereich sieht das anders aus -- potentielle Konkurrenten sind vielleicht Deine besten zukünftigen Freunde. ;)

Grazia

Beitrag von Grazia »

Hallo,

vielen Dank für eure Antworten!

Finanziell leisten kann ich mir das Ganze allenfalls mit Unterstützung des Arbeitsamts (Überbrückungsgeld bzw. Ich-AG) und mithilfe eines evtl. Nebenjobs (z.B. vormittags Nebenjob, nachmittags Nachhilfe). Allerdings könnte ich gerade am Vormittag auch Kunden wie Senioren unterrichten.

Mittelfristig ziehe ich auch eine Weiterbildung/ein Zusatzstudium in Richtung "Deutsch als Zweitsprache" in Erwägung, um mich auch dahingehend zu qualifizieren. Wenn ich etwas mache, dann möchte ich dafür auch qualifiziert sein - das bin ich meinen Kunden schuldig.

Liebe Grüße,
Grazia

PS: Wenn noch jemand mitmachen möchte oder Ideen hat --> ich freue mich! :wink:

Bär
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Registriert: 17.11.2005, 18:14:51

Beitrag von Bär »

Grazia hat geschrieben: Im Prinzip strebe ich diesen Bereich auch an und überlege, mich ggf. mit einer eigenen kleinen Nachhilfeschule selbstständig zu machen (und nebenher z.B. VHS-Kurse zu geben bzw. in der Erwachsenenbildung zu arbeiten).

Da ja einige hier auch nach Alternativen zum "normalen" Lehrerberuf gesucht haben, würde mich interessieren, ob jemand von euch etwas in dieser Art bereits erfolgreich auf die Beine gestellt hat bzw. sich auch mit dem Gedanken trägt, einen ähnlichen Weg zu gehen.
Eine Sache vielleicht noch. Überleg Dir auch diesmal gut, ob Du das wirklich willst. Du schaust hier auf etwa eine 40-90 Stundenwoche, mit zunächst sehr wenig Einkommen, wenig Kunden, unheimlich viel Arbeit und kaum Erfolge bringen wird. Das ist zwar normal zu Beginn, aber man muss schon wirklich diese Firma/Aktivität *wollen*, und sie nicht nur als Alternative bzw Notlösung anvisieren. Das kann ich natürlich nicht bei Dir beurteilen.. wollte nur vorher mal warnen. :)

Grazia

Beitrag von Grazia »

Hallo,

na ja, im regulären Lehrerjob hat man mit zwei Korrekturfächern ja zeitweise auch ganz gut zu tun. :wink:

Ich finde deine kritischen Einwände sehr gut - sie helfen mir, meine evtl. noch unausgegorenen Pläne zu hinterfragen bzw. sie entsprechend anzupassen.

Fakt ist, dass das Ganze langsam anlaufen muss - und nebenher muss zunächst ein Nebenjob laufen, der mich ernährt. Viel zu arbeiten macht mir nichts aus; wichtig ist mir nur, dass ich nun endlich ein Leben beginnen kann, bei dem ich nicht jeden Morgen Angst vor dem Mobbing haben muss, das gegen mich läuft.

Lieber zunächst viel Arbeit (hab ich jetzt auch) und ein bescheidenes Einkommen, das halbwegs ausreicht als jeden Tag Angst (und das mittlerweile schon am Wochenende und in den Ferien).

Liebe Grüße,
Grazia

Bär
Beiträge: 121
Registriert: 17.11.2005, 18:14:51

Beitrag von Bär »

Grazia hat geschrieben:Hallo,

na ja, im regulären Lehrerjob hat man mit zwei Korrekturfächern ja zeitweise auch ganz gut zu tun. :wink:

Ich finde deine kritischen Einwände sehr gut - sie helfen mir, meine evtl. noch unausgegorenen Pläne zu hinterfragen bzw. sie entsprechend anzupassen.

Fakt ist, dass das Ganze langsam anlaufen muss - und nebenher muss zunächst ein Nebenjob laufen, der mich ernährt. Viel zu arbeiten macht mir nichts aus; wichtig ist mir nur, dass ich nun endlich ein Leben beginnen kann, bei dem ich nicht jeden Morgen Angst vor dem Mobbing haben muss, das gegen mich läuft.

Lieber zunächst viel Arbeit (hab ich jetzt auch) und ein bescheidenes Einkommen, das halbwegs ausreicht als jeden Tag Angst (und das mittlerweile schon am Wochenende und in den Ferien).

Liebe Grüße,
Grazia
Kann ich gut nachfühlen, nach einer 90 Stundenwoche fühle ich mich auch so richtig locker und entspannt, wogegen ich vor und nach einer einzigen Schulstunde immer total gestresst war. Soviel ich auch zu tun habe -- alles besser als 5 Minuten in die Kasse! :D Ich meinte nur, ist nicht jedermanns Sache, man muss schon irgendwie ein "workholic" sein und sich auf lange Dauer (also über Jahre) nicht entmutigen lassen.

Ich kann Dir leider nicht viel weiterhelfen, weil ich in einem ganz anderen Feld gelandet bin, das nichts mehr mit Schule oder Unterrichten zu tun hat.

Viel Erfolg jedenfalls bei der Entscheidung -- Umorientieren musst Du Dich sowieso, nachdem was Du so schreibst.

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