Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Jula13
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von Jula13 »

Ich halte es für wenig sinnvoll, eine Gruppenarbeit in die Hausaufgaben zu verlegen. Wie sollen die Schüler denn dann zusammenarbeiten? Was sich gut als Hausaufgabe erledigen lässt, ist die Materialbeschaffung, z.B. Abbildungen für ein Präsentationsplakat o.ä.

Zum Ausgangsthema: Ja, der Berufsstart ist hart. Das erlebe ich gerade auch. Bei mir hat sich der ganz extreme Stress im ersten Halbjahr mit voller Stelle jetzt im zweiten Halbjahr etwas gelegt und wäre sicherlich noch weniger, wenn ich nicht zwischendurch die Schule gewechselt hätte und an meiner neuen Schule nicht durchschnittlich zwei Konferenzen pro Woche hätte. :roll:

cancre
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von cancre »

Die ersten zwei Jahre nach dem Referendariat sind schon stressig. Das legt sich aber, wenn man nach 5 bis 6 Jahren alles einmal durchlaufen hat (Klassenleitung, Konferenz organisieren, Abitur schriftlich und mündlich, Klassen- und Studienfahrten usw.). Schon beim zweiten Mal ist alles halb so schlimm.

Teile dir deine Kraft ein. In der Regel: Finger weg von Zusatzaufgaben, Arbeitskreisen. Da wird im Normalfall viel und ideologisch geredet, ohne dass es irgendjemandem etwas nutzt oder das irgendetwas Konkretes dabei herauskommt. Nach der Lebenszeitverbeamtung (die kommt auch ohne viel Schischi) siehst du das auch entspannter.

Elternkontakt kann man reduzieren: Ich kommuniziere nur per Mail (bloß nicht telefonisch) und mache da auch nur Terminabsprachen, bloß nichts Inhaltliches per Mail diskutieren. Meistens sind den Eltern Ihre Anliegen dann doch nicht so wichtig, dass die dafür in die Schule kommen würden.

Frage dich generell bei allen Anliegen, mit denen Schüler/Kollegen/Eltern auf dich zukommen, od das wirklich dein Kram ist.

Protokolle schreibe ich schon während der Konferenz am Laptop mit und verschicke die direkt am Ende der Konferenz per Mail. Und gut ist.
IN AETERNAM A-XIII

Tranquillitas
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von Tranquillitas »

Mir geht es auch so, dass ich zur Zeit denke: hui, wo bleibt die Zeit?!
Dabei habe ich nicht einmal eine Klassenleitung und nur einen beschaulichen Leistungskurs.

Wahrscheinlich ist es (auch) eine Lernleistung für uns Neue den Beruf im Ganzen wahrzunehmen. Also nicht nur das Kerngeschäft, sondern eben auch den ganzen Rattenschwanz drumherum.
Hab mich erst mal ziemlich gesträubt, muss ich ja ehrlich zugeben, aber nachdem ich nun die Unterrichtsvorbereitung reduziert und optimiert habe, geht es wieder etwas besser, weil nun Zeit frei ist für "den ganzen anderen Kram". :wink:

Den ganzen Kram muss man aber auch erst mal als solchen erkennen um dann gucken zu können: wo kann ich Zeit sparen, was kann ich verbessern?
Wenn auf dem Tisch liegt, was man selbst so alles leistet, fokussiert man sich möglicherweise sogar ganz von selbst auf das wesentliche und lässt alles andere einfach mal links liegen.

Z.B. habe ich festgestellt, dass ich mir sehr viele Gedanken mache, wenn es zu Konflikten kommt. Die hat man im Schulalltag aber leider ständig. Mittlerweile ist bei mir so ein Punkt erreicht, an dem ich die schmollenden Gesichter (von Eltern, Kollegen, Schülern) zwar noch wahrnehme, mich aber tunlichst nicht davon runter ziehen lasse. Nach dem Motto: wenn es wirklich "schlimm" ist, dann kommen die schon noch mal...
Vieles wird einfach nicht so heiss gegessen wie gekocht. Oft ist es hilfreich, nicht alles ernst zu nehmen und zu warten, bis sich die Situation beruhigt hat.
Hätt' ich nie gedacht, dass das so ist!

Z.B. Meine Schüler stört es nicht, wenn die Stunde nicht 1000% durchgeplant ist. Mich auch nicht (mehr). Ich mach mir meine Notizen und im nächsten Durchlauf läuft es ein Stückchen runder.
Mit Eltern spreche ich auch nur über Mail oder via Notiz/Hausaufgabenheft, das ich in der Stunde schreibe. Telefonieren nur bei schweren Fällen.

Vor Zusatzaufgaben bin ich leider auch noch nicht gefeit, weil ich ebenfalls denke, dass ich "noch was leisten" muss, um meine Beamtenstelle zu kriegen. Aber auch da versuche ich mittlerweile den Schalter umzulegen und frei nach dem Motto, das ich hier gelesen habe, "man muss schon jemanden umbringen..." die Sache etwas entspannter anzugehen.
Bringt ja nun auch nichts, wenn ich in 5 Arbeitsgruppen stecke, aber ständig krank bin, weil überfordert. :!:


Ach so, und ich verweise auch gerne hierauf: www.lehrerfreund.de, da habe ich mir ein paar Orga-Tips geholt.

luzifara
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von luzifara »

Ich denke in den ersten Jahren nach dem Ref. ruckelt sich noch vieles zurecht.

Ich nehme z.B. nie Korrekturen mit nach Hause, das mache ich während die Kinder Freiarbeit machen und dokumentiere es auch gleich.

Ich korrigiere auch nicht immer jede Matheaufgabe, sondern auch oft nur alla "habe ich gesehen".

Elternkontakt: Niemand hat meine Telefonnummer, kurzes wird per Mail geregelt, ansonsten habe ich einmal alle zwei Wochen 2x 15Min Sprechzeit, die Eltern tragen sich auf einer Doodleliste online ein. Klappt super!

Zusatzaufgaben: Ich übernehme Aufgaben, die mir leicht fallen und ich weiß, dass das meine Stärke ist.

Ordnung: Ich hefte in der Regel alles sofort ab und werfe überflüssiges sofort weg.
Ich sammele keine Papierberge mit denen ich mich wieder stundenlang beschäftigen muss.
Das gleiche passiert mit Mails, sind sie bearbeitet, werden sie sofort gelöscht.
Dateien werden sofort richtig eingeordnet und beschriftet, Überflüssiges, Unbrauchbares gleich gelöscht.

Ich gebe kleine Orgaaufgaben (z.B. Adventskalender) an meine Elternvertreter ab.

Ich lasse Bastelmaterial von Eltern mitbringen und sammele nicht wochenlang selbst.

Ich arbeite fast nur von der Schule, so gut wie am Wochenende und habe kein Arbeitszimmer, keinen Schreibtisch zu Hause.

Ich übernehme bei der Verteilung von Projekten in unserem Jahrgangsteam mit Vorliebe welche, bei denen ich weiß, dass ich dazu schon viel Material habe und wenig brauche.


Vielleicht zu den Eckdaten: Ich bin Klassenlehrerin, Vollzeit, 4 Jahre dabei - jahrgangsübergreifende Klasse Jg 1-3, private Schule, bilingual, reformpädagogisch orientiert

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